Dänemark Fahrradtour

Die Bahnfahrt. Eigentlich wollte ich ja nicht mehr darüber schreiben, denn schließlich ist es jedes Jahr das gleiche Drama. Komisch ist aber, wenn das Wochenendticket teurer wird, damit die Bahn mehr Komfort und Service bieten kann und man dann doch wieder im Viehtransport 9 Stunden lang eng gepresst stehen muss.

Nun ja, irgendwann ist man am Ziel, unser Startpunkt war Flensburg, und kann sich schon jetzt sicher sein, dass man Dank der Bahn genügend zu erzählen haben wird, egal wie langweilig die eigentliche Tour wird. Langweilig wurde sie aber nicht, denn wir hatten uns ein ganz feines Land ausgesucht. Unser nördlichster Nachbar Dänemark ist wesentlich größer, als man denkt und so mussten wir schon frühzeitig während der Planung erkennen, dass eine vollständige Umrundung in 2 Wochen wohl nicht ganz realistisch ist - zumindest nicht mit unserem Trainingsstand.

Deshalb hatten wir uns für eine andere Route entschieden, die uns nur etwa 100km nach Norden trug dafür aber bis in die westlichsten Punkte bei Kopenhagen brachte. Von da wäre es nur noch ein kleiner Sprung bis nach Schweden gewesen. Doch der Reihe nach.

Dänemark hat ein ausgezeichnetes Radwanderwegenetz. Gleich auf unserer ersten Tour mussten wir aber feststellen, dass diese Routen auch einen großen Nachteil aufweisen. Sie führen nur über unbefahrene Wege was dazu führt, dass sich die Entfernungen fast verdoppeln. Man fährt ziemliche Schlängelliniendashed und Kreise. Sollte man also gewillt sein diese Wege ausschließlich zu nutzen, dann muss man die Tagestouren extrem kürzer planen, da sich die Wege in der Realität stark verlängern.

Als wir am späten Nachmittag auf der ersten Tour immer noch ziemlich weit von unserem eigentlich Ziel entfernt waren, haben wir die offiziellen Routen verlassen und die Radwege an den Bundesstraßen benutzt. Diese sind ebenfalls sehr gut zu befahren und man findet entsprechende Wege fast an jeder größeren Straße. Auch kann man sich in fast allen Fällen darauf verlassen, dass die Radwege nicht nach wenigen Kilometern wieder aufhören - anders als in Deutschland.

Die Campingplätze sind in Dänemark relativ teuer. So kann es schon vorkommen, dass man pro Nase und Zeltanteil über 7 Euro zahlen muss. Gut ist aber, dass es auch andere Möglichkeiten für Übernachtungen gibt. Es existiert ein extra Verzeichnis für Campingmöglichkeiten auf Bauernhöfen, Feldern und anderen Orten, dass man sich am Besten über den ADFC oder direkt in Dänemark besorgt. Die Broschüre heißt: Overnatning i det fri und kostet etwa 20 Euro. Das ist ein ganz schön stolzer Preis, denn schließlich soll es ja eigentlich den Tourismus fördern und nicht abschrecken; mal ganz davon abgesehen, dass das Büchlein komplett in Dänisch ist (außer die Campingordnung - wie beruhigend!). Aber das stört nicht weiter, finden tut man die Plätze sowieso nur, wenn man direkt jemanden danach fragt.

Diese Naturcampingplätze bieten natürlich deutlich weniger Komfort, dafür kostet die Übernachtung aber meist nicht mehr als 2 Euro. Auch sind die Plätze wesentlich interessanter, da man eher mit den Menschen in Kontakt kommt und sieht, wie die “echten” Dänen leben.

Wir waren auf insgesamt 4 Naturcampingplätzen für je eine Nacht. Der erste bei Haderslev (Nummer 398) war ein Bauernhof. Besonderes Merkmal war, dass es sich bei dem Klo mehr oder weniger um einen Eimer mit Müllsack handelte… Nummer 2 war kurz vor Ringsted (Nummer 618) auf einer Wiese neben einer Schule. Der Platz war eigentlich Luxus, da wir die Waschräume und Duschen, die im Keller des Schulgebäudes waren, des lokalen Sportvereins nutzen konnten. Der wahre Höhepunkt war aber der 3. Platz (Nummer 633). Hier hat man direkt auf einer Wiese neben einer Kinderbetreuungsstätte übernachten können. Abends, wenn dann die Kinder alle bei ihren Eltern waren, konnte man natürlich auch sämtliche Spielsachen wie Fußbälle, Abteuerspielplatz usw. nutzen. Ein Grillhaus samt Holz und Spiritus stand ebenfalls zur Verfügung.

Als letzten Platz hatten wir uns ursprünglich die Nummer 668 in Rodbyhavn ausgespäht. Dieses sehr kleine Liegewiesequadrat liegt aber direkt am Hafenbecken neben dem örtlichen Getreidesilo. Da zu unserer Zeit gerade Getreideernte war, fuhr dann auch aller 3 Minuten ein entsprechender Traktorzug vorbei. Wir haben uns dann entschlossen doch des ruhigen Schlafes zu liebe etwas ins Land zurückzufahren und sind dann auf einem idyllischen Bauernhof (Nummer 669) untergekommen.

Ich kann jedem wirklich nur ans Herz legen einen dieser Plätze zu besuchen!

Was sollte man noch wissen, bevor man sich auf eine Radtour durch Dänemark einlässt? Ich denke, es sind 3 wesentliche Punkte:

  1. Die Preise für Lebensmittel sind wesentlich höher als in Deutschland. Dieser Trend verstärkt sich um so mehr, je weiter man sich von Großstädten entfernt und aufs Land kommt. Dort kann man mit den doppelten Preisen rechnen im Vergleich zu Deutschland. Als Abhilfe bieten sich eigentlich nur Discounter an, aber die haben über das ganze Land verteilt auch das gleiche Angebot. Das führt dazu, dass man sich dann die ganze Zeit von 3 verschiedenen Büchsensuppen ernährt, die eigentlich auch noch alle gleich schmecken.
  2. Hätten wir vorher mal etwas genauer gelesen, wären wir sicher nicht nach Dänemark gefahren. In einer Veröffentlichung des ADFC heißt es wörtlich: “Dänemark ist weniger flach als oft angenommen.” Was für eine Wahrheit. Man fährt ständig die Wellen der Landschaft ab. Das gute daran ist, dass nach jedem Anstieg wiederum eine steile Schussfahrt folgt. Das macht aber sehr schnell mürbe.
  3. In der gleichen Veröffentlichung findet man den Hinweis: “Der dänische Straßensplitt ist durchsetzt von spitzen Steinchen […], die den Reifen arg zusetzen.” Das haben wir mehrfach auf unserer Tour bestätigen können und man sollte deshalb immer einen Ersatzschlauch dabei haben. Auch empfehlen sich Reifen mit viel Profil.

Auf unserer Tour mussten wir den Storebält überqueren. Für den Autoverkehr gibt es eine entsprechende Brücke, dem Radfahrer bleibt nur die Bahn, womit ich wieder beim Thema wäre. In Dänemark herrscht ein komplett anderes Verständnis von Zugreisen. Jedem Fahrgast wird ein Sitzplatz garantiert. Dafür muss man aber auch immer eine Reservierung erwerben. Dies erschien uns aber als ziemlich unsinnig, da wir lediglich eine Station von Nyborg nach Korsor mitfahren wollten. Letztendlich konnten wir uns diese extra 8 Euro sparen und mussten nur die eigentliche Überfahrt bezahlen.

Zum Schluss noch einige Worte zu unserer Fahrroute. Diese hat sich als sehr interessant erwiesen, da man sowohl das Festland, als auch die 2 größten Inseln und die Hauptstadt Kopenhagen besucht. Kopenhagen ist natürlich gegenüber der ländlichen Ruhe eine pulsierende Stadt und man kann von hier mit der Bahn über den Öresund einen Abstecher nach Schweden machen. In der Nähe des Flughafens existiert in einem Naturschutzgebiet ebenfalls ein Naturcampingplatz (Nummer 577), den wir leider aber erst zu spät gefunden haben.

Einen taktischen Fehler haben wir begangen, als wir von Lolland nach Oldenburg i.H. übergesetzt haben und nicht von Falster aus nach Rostock. Die Fährverbindung endete auf Fehmarn und von dort sind es nochmal rund 35 km bis Oldenburg auf einer stark frequentierten Bundesstraße (natürlich ohne Radweg). Eigentlich kann man sich diese letzten Kilometer auch sparen und direkt auf Fehmarn bleiben, da von dort die gleichen Züge fahren. Nun ja, Plural ist auch nicht sehr angebracht, es fuhren eigentlich nur 2 Züge, die überhaupt mit dem Wochenendticket nutzbar sind, in den Morgenstunden gegen 05:40 Uhr. Einfach lächerlich!

Deshalb sollte man nach Rostock übersetzen, da von dort bestimmt bessere Verbindungen bestehen.

Als günstig hat sich unsere Fahrtrichtung erwiesen, da wir hauptsächlich Wind aus Südwest hatten. Bis Kopenhagen bedeutete dies hauptsächlich Rückenwind und nur auf den letzten Touren war ein leichter Gegenwind allgegenwärtig.

Tag Ort Strecke Aktivität Zeltplatz
1 Flensburg 7 Hinfahrt mit DB nach Flensburg im Norden von Flensburg
2 Haderslev 87 Fahrtag Rokaer - Naturplatz Nr. 398
3 Fredericia 68 Fahrtag Baring
4 Fredericia 0 Ruhetag (20 km wegen Einkauf) Baring
5 Fredericia 0 Ruhetag zwangsweise wegen ständigem Regen Baring
6 Korsor 80 Fahrtag (über den Damm mit der Bahn) Korsor, mit Blick auf Autobrücke
7 Ringsted 53 Fahrtag Bringstrup - Naturplatz Nr. 618
8 Kopenhagen 57 Fahrtag Ishoj
9 Kopenhagen 0 Ruhetag Ishoj
10 Kopenhagen 67 Ausflug ins Zentrum von Kopenhagen (S-Bahn auch möglich) Ishoj
11 Haslev 49 Fahrtag Haslev - Naturplatz Nr. 633
12 Vordingborg 48 Fahrtag Vordingborg am Hafen
13 Vordingborg 0 Ruhetag (Ausflug zu Kreidefelsen auf Insel Mon möglich, hin und zurück etwa 100 km) Vordingborg am Hafen
14 Rodbyhavn 65 Fahrtag Rodby - Naturplatz Nr. 669
15 Oldenburg i.H. 54 Fahrtag (mit Fähre übersetzen) Oldenburg, außerhalb
16 eigenes Bett 10 Rückfahrt mit DB nach Hause
Summe: 645 km

Das Kartenproblem lässt sich leicht und kostengünstig lösen. Beim dänischen Fremdenverkehrsamt gibt es die Möglichkeit eine Übersichtskarte von Dänemark zu bestellen, auf der alle Radrouten eingezeichnet sind. Man bezahlt lediglich einen Unkostenbeitrag von etwa 3 Euro. Eine weitere Karte mit den offiziellen Campingplätzen (nicht die Naturplätze) steht ebenfalls zur Verfügung. Die Karten sind im Maßstab 1:525 000, was aber völlig ausreichend ist.