Mit Rad nach Neuseeland fliegen

Mit dem Fahrrad fliegen

Bevor es nun mit dem eigentlichen Reisebericht losgeht, möchte ich ein paar Worte über die Auswahl einer Fluglinie verlieren. Dies ist ein Problem, da man sicherlich sein Fahrrad mitnehmen will. Die Konditionen für das Fahrrad sind sehr unterschiedlich und man sollte sich genau informieren. So kann man nach Neuseeland prinzipiell über Amerika oder über Asien fliegen. Egal wie, eine Zwischenlandung ist auf alle Fälle notwendig.

Fliegt man über Amerika, muss man mit höheren Flughafengebühren rechnen. Dafür hat man meist mehr Freigepäck. Wir haben uns für die Asienroute über Süd Korea (Seoul) entschieden und flogen mit Korean Airlines ab Frankfurt. Nach Frankfurt selber gelangten wir mit dem Rail&Fly Ticket der Bahn, das es kostenlos zum Flugticket dazu gab. Lediglich für die Fahrräder mussten wir in der Eisenbahn extra zahlen. Im Flugzeug hingegen konnten wir die Fahrräder ohne jeden Aufpreis mitnehmen. Nachteil der billigeren Fluggesellschaften (meist 20% unter dem Preis der großen Anbieter) ist, dass man evt. mit längeren Aufenthalten rechnen muss. So waren wir doch gezwungen, auf Hin- und Rückflug im Flughafen Seoul 8 Stunden zu verbringen. Man sollte deshalb genau schauen, ob die einzelnen Anschlussflüge gut zusammen passen.

Sicherlich kann man sich über entsprechende Internet Flugbörsen selber einen Flug zusammenstellen lassen. Dies erscheint eine sehr schwierige Aufgabe zu sein und wir haben diese Arbeit deshalb einem Reisebüro überlassen. Man sollte prinzipiell nach Veröffentlichung des entsprechenden Flugplanes für den Reisezeitraum sofort mit der Auswahl eines Fluges beginnen, denn die günstigsten Angebote sind schnell vergeben. Das heißt im Klartext, etwa 6 Monate vor der eigentlichen Reise gilt es zu planen.

Zu diesem Zeitpunkt muss man auch schon wissen, wo man hinfliegen will. Neuseeland bietet prinzipiell mehrere internationale Flughäfen wie Auckland, Wellington und Christchurch. Gerade für eine Fahrradtour ist es sinnvoll, nicht vom selben Flughafen wieder losfliegen zu müssen. So sind wir in Auckland angekommen und haben von Wellington unsere Heimreise angetreten. Diese führte uns dann mit Quantas Airlines in einem Inlandsflug zurück nach Auckland. Aus heutiger Sicht halte ich es nicht für sinnvoll, diesen inländischen Flug gleich von Deutschland aus zu buchen. Man kann dies getrost vor Ort machen, in Neuseeland wird sehr viel geflogen. Zur Not könnte man auch mit dem Bus oder in manchen Gebieten mit der Eisenbahn zu seinem eigentlichen Abflugsort zurück kehren.

Vor dem Abflug

Die Strecke zwischen Deutschland und Neuseeland beträgt ungefähr 20.000 km, je nachdem, welche Flugroute man wählt. Es ist so ziemlich der entfernteste Punkt von Deutschland. Kürzer wäre nur ein Loch in Spanien durch den Erdmittelpunkt zu graben. Dann käme man ebenfalls in Neuseeland raus. Ob die kürzere Strecke (ca. 12.600 km) den wesentlich höheren Aufwand rechtfertigt, darf bezweifelt werden.

Die Flugstrecke legt man mit Zwischenstopp in Asien oder Amerika in etwa 30 Stunden reiner Flugzeit zurück. Da sollte man im Flugzeug Auflockerungsübungen machen, damit einem nicht das Blut staut (Thrombose). Mit Zugfahrt nach Frankfurt und Fahrt zum Campingplatz waren wir insgesamt fast 48 Stunden unterwegs. In dieser Zeit hatte man schlechten Schlaf. Entsprechend abgekämpft kommt man in Neuseeland an. Der Zeitunterschied beträgt je nach Sommer- oder Winterzeit (daylight saving) 10 bis 12 Stunden.

Auf dem Frankfurter (Main) Flughafen hatten wir etwa 4 Stunden Zeit vom Flughafen Bahnhof zu unserem Abfertigungsschalter zu kommen, das Gepäck samt Fahrräder aufzugeben und ins Flugzeug einzusteigen. Das war ziemlich knapp geworden und wer nicht hetzen will, sollte vielleicht noch einen Zug eher fahren. Als anstrengend und kompliziert erwies es sich die Fahrräder samt Gepäck über den Flughafen zu transportieren. Man muss oftmals das Stockwerk wechseln (Bahnhof ist unter der Erde, Terminalbahn ist etwa 4 oder 5 Stockwerke darüber). Für die Überwindung der Höhe stehen eine Vielzahl von Rolltreppen zur Verfügung, die man aber mit Fahrrad auf keinen Fall benutzen sollte (wir wissen wovon wir reden!). Also muss man sich auf die wenigen unheimlich schnell fahrenden Fahrstühle verteilen. Mit etwas Geschick bekommt man sogar 2 Fahrräder mit beiden Fahrern rein.

Bei der Gepäckabfertigung muss man dann die Fahrräder für den Flug vorbereiten. Dazu sind die Pedale abzuschrauben. Man sollte dies zu Hause schon mal probieren und evt. die Windung ölen, damit man dann auf dem Flughafen nicht vor einem Problem steht. Weiterhin ist der Luftdruck zu verringern (in 10 km Höhe ist der Luftdruck niedriger und deshalb könnten die Reifen platzen) und der Lenker ist umzulegen. Man sollte seinen Rahmen und seine Schaltung mit alten Schläuchen, Müllbeuteln oder Schaumstofffolien schützen. Ideal ist natürlich ein Fahrradkarton, aber was soll man damit in Neuseeland anfangen und wo bekommt man einen für den Rückflug her?

Weiterhin sollte man mindestens 1 Stunde für die Sicherheitskontrollen und das Aufsuchen des Flugzeugs einplanen. Frankfurt Flughafen ist ziemlich groß und da kann man sich schon mal die Füße wund laufen.

All die Vorbereitungen haben die fast 4 Stunden zwischen Ankunft auf dem Bahnhof und Abflug eingenommen, so blieb gar nicht viel Zeit übrig.

Es dürfte selbstverständlich sein, dass man im Fluggepäck keine Katuschen für den Campingkocher oder entsprechendes Öl mitführen darf. Werkzeug und Messer im Reisegepäck sind natürlich kein Problem, nur sollte man nichts Entsprechendes (wie z. B. Nagelschere) im Handgepäck haben.

Der Flug

Von Frankfurt ging es in etwa 11 Stunden nach Seoul (Incheon). Besonders bemerkenswert war es, über halb Deutschland in ca. 45 Minuten zu fliegen, aber stundenlang über Russland zu schweben. Erst hier kann man die Dimensionen erahnen lernen. Auch die Mongolei mit ihren hohen Plateaus war sehr beeindruckend, ein riesiges Land, aber nirgends Zivilisation zu erkennen.

Flughafen Seoul

Der Flughafen in Seoul wurde erst um 2000 herum eröffnet und ist dementsprechend sehr modern. Er erinnert eher an eine edle Einkaufspassage mit vielen bekannten Modeherstellern. Es waren viele japanische Touristinnen zu sehen, für die der Flughafen das eigentliche Highlight ihrer Reise zu sein schien. Wir zogen es vor die Beine auf den Wartebänken lang zu machen und ein wenig den Schlaf zu suchen.

Der Flug ging weiter von Seoul nach Auckland mit einer weiteren Zwischenlandung auf den Fidji Inseln in Nadi. Das war insofern ein Highlight, da wir in Deutschland und Südkorea nur Winter (Abflug war Mitte Februar 2003) gesehen hatten und auf dieser Insel mit schwülen 30°C konfrontiert wurden. Nachdem das Flugzeug neu betankt war und einige Passagiere neu hinzu gekommen waren, ging es endlich direkt nach Neuseeland weiter.

Bevor wir einreisen konnten, mussten wir uns zuerst einer intensiven Kontrolle hinsichtlich Einschleppung von Erregern unterziehen. Nach Neuseeland darf man prinzipiell keine Lebensmittel, Pflanzen oder Tiere einführen. Es ist ok, Beutelsuppen oder Schokoladentafeln (solange diese noch nicht geöffnet wurden) einzuführen, aber man darf definitiv keine Würste oder Blumensträuße mitbringen. Im Zweifelsfall sollte man das Zeug zu Hause lassen, man kann dies alles ebenfalls in Neuseeland im Supermarkt erwerben.

Flughafen Auckland

Weiterhin wurden unsere Fahrräder und unsere Zelte untersucht. Man sollte das Fahrrad ordentlich putzen (keine Schlammbrocken am Rahmen oder Schutzblechen) und ebenfalls die Zeltheringe. Unsere Zelte wurden uns sogar einige Minuten weggenommen, um sie in einem speziellen Bereich einer intensiven Überprüfung zu unterführen. Dieser Prozess nahm wiederum eine gewisse Zeit in Anspruch, aber nachdem wir das Flughafengebäude (unten auf dem Foto) verlassen hatten, waren wir glücklich, gesund und mit allem Gepäck (Fahrräder waren auch ganz) angekommen zu sein.