Tongariro National Park

Turangi

Nach unserer Nacht im Gästehaus ging es weiter nach Turangi. Die restliche Strecke war relativ einfach zu bewältigen. Turangi ist ein Zentrum in der Gegend. Hier findet man größere Einkaufsmöglichkeiten und all die anderen Vorteile einer Stadt. Obwohl es auf der Karte so aussieht, als ob Turangi direkt am Lake Taupo gelegen ist, befindet sich das Ufer einige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und wir konnten uns nicht motivieren einen Weg durch die Felder zu suchen.

Für die nächsten Tage hatten wir uns die Erkundung des Tongariro National Park vorgenommen. In diesem Nationalpark befinden sich 3 teils noch aktive Vulkane. Es gibt ein dichtes Wegenetz mit Hütten. Die meisten Touristen, so auch wir, laufen allerdings nur die gut ausgeschilderte Route Tongariro Crossing. Diese Wanderung ist kein Rundweg, man gelangt nicht zu seinem Ausgangspunkt zurück. Deshalb wird man früh zum Startparkplatz mit dem Bus gebracht und am späten Nachmittag vom Zielparkplatz abgeholt. Dieser Bustransfer wird z. B. von Taupo, Turangi und National Park Village angeboten.

Blick auf Turangi

Am nächsten Tag ging es dann hoch in den Nationalpark. Dazu musste eine etwa 15km lange Steigung mit ca. 500 Höhenmetern überwunden werden. Unterwegs hatte man einen schönen Blick auf einen kleinen ehemaligen Vulkan in der Nähe von Turangi. Im Hintergrund ist der gewaltige Kratersee Taupo zu sehen.

National Park Village - eine Enttäuschung

Hat man erst einmal die Anfangssteigung überwunden, ist der restliche Weg bis National Park Village ein Kinderspiel. Man befindet sich auf einer flachen Hochebene. Unser Reiseführer beschrieb National Park Village als touristisches Zentrum der Gegend. Tatsächlich ist es ein kleiner verschlafener Ort ohne Touristinformation und Supermarkt. Es gibt einzig ein paar wenige Motels und einen Take away. Interessanter dürfte die Übernachtung in der Ortschaft direkt am Fuß des Mount Ruapehu sein. Leider habe ich den Namen vergessen. Ob es dort oben Zeltmöglichkeiten gibt, kann ich auch nicht sagen.

Unsere Enttäuschung wurde etwas gedämpft durch den sehr herzlichen Empfang der Verwaltungsdame Wilma unseres Motels. Wir durften auf der Wiese vor dem Motel campen. Bevor sie überhaupt die Konditionen klärte, lernte sie von uns allen die Vornamen und sprach uns und die anderen Gäste stets beim Vornamen an!

Tongariro Crossing

Obwohl die Wanderung Tongariro Crossing eine echte Massenwanderung ist, ist sie nicht einfach. Anfänglich verlaufen die Wege leicht befestigt und sehr gut ausgeschildert. Aber schon nach etwa einer Stunde geht es steil hinauf. Der Weg verläuft auf die Vulkane Mount Ngauruhoe und Mount Tongariro zu, zwischen ihnen entlang und dann wieder Richtung Highway 47A von ihnen weg. Für diese Strecke werden etwa 17km angegeben. Allein für diesen Weg muss man etliche Höhenmeter bewältigen. Das ist mit Sicherheit keine Wanderung für herzschwache Menschen. Ordentliche Ausrüstung, wie festes Schuhwerk, Sonnenschutz, Kälteschutz, Wasser und Proviant, ist unbedingt nötig. Es hat schon viele Tote gegeben.

Mount Ngauruhoe

Auf dem Weg, der über Lawafelder, Ex-Krater und Tundra führt, gibt es nach etwa 2 Stunden einen Abzweig auf den Gipfel des Mount Ngauruhoe. Diesen Abstecher haben wir uns nicht entgehen lassen und nahmen den Aufstieg in Angriff. Es ist eine sehr anspruchsvolle Strecke. Der Anstieg, nochmal 550 Höhenmeter, ist sehr steil. Man klettert über Lawasand hoch. Dabei sackt man mit jedem Schritt wieder einen halben Schritt nach unten. Dadurch klettert man den Berg quasi 2mal hoch. Weiter oben muss man über Gestein klettern. Belohnt wird man mit einem fantastischen Ausblick von Lake Taupo über Mount Tongariro, den Blue Lakes bis zu Mount Ruapehu.

Blick Richtung Mount Ruapehu

Oben auf dem Vulkan fanden wir keinen offenen Krater vor. In einem Winkel gab es sogar Schnee. Zwischen einigen Steinen stieg sogar etwas Dampf auf. Das zeigt, dass die Vulkane immer noch aktiv sind. Der letzte Ausbruch vor unserer Reise war 1999. Den Abstieg legten wir mehr oder weniger auf dem Hosenboden zurück. Dazu machte man einen Schritt und sackte im Sand einige Meter nach. Unten angekommen galt es die Schuhe von den schmerzenden Begleitern zu leeren.

Für den Aufstieg brauchten wir 1:15h und wir waren nach 2:30h wieder am Startpunkt der Gipfelstürmung zurück. Trotzdem lag noch ein sehr langer Weg vor uns. Dieser führte hoch zu den Blue Lakes und von da über weitere aktive Felder runter zum Parkplatz. Selbst wenn man den Aufstieg zum Mount Ngauruhoe nicht macht, muss man trotzdem mit einem ähnlich schwierigen Gelände rechnen. So war an manchen Stellen das Runterrutschen an Steilhängen die einzige sichere Variante des Abstiegs.

Wir erreichten den Parkplatz einige Minuten nach 17 Uhr. Hinter uns lagen über 8 Stunden anstrengender Fußmarsch. Wir hatten den Busservice so verstanden, dass die Busse ab 17 Uhr stündlich verkehrten. Dem war leider nicht so, unser Bus war wenige Minuten vorher abgefahren und wir mussten den Weg, zurück nach National Park Village, trampen. Doch schon das 20. Auto nahm uns mit, das war nach einer Stunde ;-) Auf der Fahrt zurück kam uns noch ein Geisterfahrer entgegen, das war bestimmt ein deutscher Tourist… Diese “gefährliche” Rückfahrt wäre allerdings gar nicht nötig gewesen, denn Wilma, die Motelbetreuerin, war schon mit ihrem Mann losgefahren uns zu suchen! Sie hatte gemerkt, dass wir nicht im Shuttlebus waren!