Kanutour auf der Krutynia durch die Masuren

Im Sommer 2013 fuhr ich mit einem Faltboot auf der Krutynia. Die Krutynia ist ein polnischer Fluss, der sich durch die Masuren schlängelt. Da es im Netz nur wenige uneingeschränkt positive Reiseberichte über Kanutouren auf der Krutynia gibt, möchte ich einen solchen beitragen, denn es war ein sehr schöner Natururlaub!

Anreise

Polen ist ein riesiges Land, dass sich weit in den Osten erstreckt. Die Masuren sind ein großes Seen- und Flussgebiet im Nordosten des Landes. Es ist die mecklenburgische Seenplatte Polens :-)

Es gibt vielfältige Anreisemöglichkeiten. Man kann zum Beispiel mit dem Zug nach Warschau fahren und von dort einen Fernbus nehmen. Das Reisen per Fernbus ist in Polen sehr verbreitet und die Busse sind sehr komfortabel und preiswert. Einige Busse hatten sogar WLAN an Bord.

Schilf bei Sorkwity Kanustation

Ich habe mich für eine Anreise per Auto entschieden. Es gibt eine Autobahn von Berlin bis Warschau. Man muss allerdings recht hohe Mautgebühren auf polnischer Seite für die Strecke zahlen. Vor Warschau geht es dann nordöstlich auf Landstraßen weiter, die teils als Schnellstraßen ausgebaut sind, da sie zum Beispiel den Ostseehafen Danzig anbinden.

Mir persönlich war die Strecke Berlin-Masuren mit gut 700km aber zu lang, um sie an einem Stück zu fahren und so machte ich auf der Hinfahrt einen Zwischenhalt in Poznan. Das konnte ich gleich mit einem Kurzbesuch Poznans verbinden. Auch auf der Rückreise machte ich unterwegs halt.

Wie auch bei vielen anderen Reiseberichten im Netz, startete ich meine Kanutour in Sorkwity. Sorkwity ist eine kleine verschlafene Ortschaft an der Fernstraße 16, ca. 10km westlich von Mragowo. Auch Sorkwity kann man zum Beispiel von Mragowo aus per Bus erreichen, was ich am Ende meiner Reise selbst ausprobierte.

Ich lies das Auto auf dem Parkplatz der Kanustation in Sorkwity gegen eine kleine Standgebühr zurück und holte es am Ende meiner Reise wieder ab, um meine Ausrüstung am Zielort in Kamien wieder einzusammeln.

Ausrüstung

Eine Kanutour auf der Krutynia ist ein beliebtes Urlaubsziel. Deshalb gibt es eine Vielzahl offizieller Kanustationen, an denen man sich Ausrüstung ausleihen kann. An allen Kanustationen und an den diversen Zeltplätzen unterwegs gibt es auch verschiedene überdachte Unterkünfte. Wenn man also keine eigene Ausrüstung hat oder mit leichtem Gepäck anreisen will, kann man vor Ort ein Boot inklusive Schwimmwesten mieten und in festen Unterkünften übernachten. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Ich persönlich würde aber trotzdem einen Campingkocher plus etwas Geschirr mitnehmen, um nicht zu abhängig von den örtlichen Angeboten zu sein.

Zelt und Faltboot auf Rastplatz

Da ich stolzer Besitzer eines Faltboots bin und durch die Anreise per Auto nicht zu sehr auf Gepäck achten musste, hatte ich die gesamte Ausrüstung (Faltboot, Zelt, Kocher, etc.) mitgebracht. Lebensmittel, Trinkwasser und Kartenmaterial kaufte ich vor Ort. In Sorkwity gibt es zwei kleine Läden, die genügend Angebot haben, um sich für ein paar Tage einzudecken. Kartenmaterial gab es an der Kanustation zu erwerben. Der Kauf eines Reiseführers ist nicht nötig.

Tourenverlauf

Die Krutynia ist ein Fluss, der eine Vielzahl kleiner und großer Seen durchläuft, bis er dann südlich von Mikolajki in den Jezioro Beldany See mündet.

Krutynia verläuft durch Schilf

Von Sorkwity geht es zunächst südwestlich bis Spychowo, dann wieder nordwestlich bis Krutyn, um dann nach einem kleinen südlichen Schlenker wieder nach Nordwesten abzubiegen, bevor man die Mündung erreicht. Laut Karte ist das eine Gesamtstrecke von ca. 100km, die ich in 6 Touren aufgeteilt habe. Hier eine Karte mit meinen Übernachtungsplätzen und dem ungefähren Streckenverlauf.

Versorgung

Die Kanutour führt durch ein recht einsames Gebiet. Auf einigen Abschnitten muss man erst 15km fahren, bis man die nächste nennenswerte Ortschaft erreicht. Ich habe deshalb die größeren Ortschaft genutzt, um meine Vorräte aufzufüllen. Man darf nicht erwarten, dass man in den Dörfern und Kleinstädten einen ausgewachsenen Supermarkt findet. Meist gibt es nur kleine Läden. Manchmal findet man auch einen Gemüsehändler oder einen Schnellimbiss.

Schnecke auf Abwegen im Schilf

Außer im Tourismusort Krutyn gibt es auch selten Restaurants direkt am Wasser. Auf den meisten Campingplätzen und in den offiziellen PTTK Kanustationen gibt es zumindest einen Kiosk. Ich kann nicht beurteilen, ob das Wasser trinkbar ist und habe deshalb immer gekauftes Wasser an Bord gehabt.

Unterwegs gibt es auch eine Reihe von Rastplätzen, auf denen man übernachten darf. Gleich zu Beginn habe ich dies genutzt. Auf einer kleinen Insel im Jezioro Biale gab es eine große gemähte Wiese und ein sauberes Plumsklo. Am Abend kam der Bauer, der sich um den Rastplatz kümmert und ich bezahlte ca. 5€ für die Übernachtung. Die Übernachtung auf solch einem Rastplatz ist natürlich nur möglich, wenn man genügend Vorräte an Bord hat.

Libelle auf Steg

Man sollte allerdings das Boot auch nicht zu voll packen, da man ab und zu das Boot umtragen muss. Bei einem Faltboot heißt das, dass man das gesamte Boot entleeren muss, da sonst beim Tragen des Bootes das Gestänge verbiegen würde. Damit man nicht jede Kartoffel oder Wasserflasche einzeln tragen muss, sollte man das Gepäck in großen Säcken verstauen.

Krutynia, ein Naturerlebnis!

Eine Fahrt auf der Krutynia ist ein Naturerlebnis. Man durchquert sehr unterschiedliche Gebiete wie große Seen, durch Schilf verlaufender Fluss oder im Wald verlaufender Fluss. An einigen flachen Stellen bin ich ausgestiegen und habe das Boot geschoben, um nicht aufzusetzen.

extrem flacher Verlauf der Krutynia

Auf dem Wasser gab es unzählige Enten und Schwäne. Die Schwäne hatten gerade Nachwuchs und machten mit diesem die ersten Schwimmausflüge. Ich habe immer einen kleinen Bogen um die Schwäne gemacht, da ich diese in der Vergangenheit schon aggressiv erlebt habe. Anscheinend sind die masurischen Schwäne aber tiefenentspannt, denn kein einziger hat mich angefaucht.

Schwanfamilie mit Nachwuchs

In der Luft gibt es auch eine Vielzahl von Vögeln zu bewundern. Ich habe an verschiedenen Stellen Störche beobachten können, die ebenfalls gerade Jungen hatten. Während Mutterstorch diese im Nest versorgte, stand Vaterstorch meist etwas abseits auf Wache.

Storch auf Dach in Masuren

Bodenständiger Tourismus

Die Krutynia ist nicht Finnland oder Norwegen. Man trifft Menschen und sieht andere Wasserreisende. Es ist aber auch nicht überlaufen wie der Spreewald. Die Kanustationen und Zeltplätze sind einfach aber ausreichend.

Einzig der Ort Krutyn ist etwas belebter. Dort gibt es neben diversen Restaurants auch Anleger für Gondelfahrten. Dieser Spuk ist dann aber auch schon kurz hinter Krutyn wieder verschwunden und stört nicht. Schließlich freut sich auch der Naturtourist über einen ordentlichen Eisbecher ;-)

Gondelfahrten in Krutyn

An einigen Orten wurden Kanus an Tagestouristen vermietet, die dann ca. 10km später wieder eingesammelt wurden. Die meisten Reisenden, die ich unterwegs getroffen habe, waren Polen. Nur ganz vereinzelt habe ich Deutsche getroffen.

Wirklich touristisch wurde es auf den großen Seen zwischen Mikolajki und Ruciane-Nida. Man sieht unzählige Segel- und Motorboote.

Zurück zum Start

Ich hatte mir zu Beginn nicht wirklich Gedanken gemacht, wie ich wieder nach Sorkwity komme, um das Auto abzuholen. Die finale Kanustation bei Kamien lag mitten im Wald. Meine erste Idee war, einen Bus zu ergattern. Ich hatte an den Tagen zuvor gesehen, dass es an den Straßen Bushaltestellen gibt.

Die Auskunft an der Rezeption war aber etwas ernüchternd. Ich hätte erst 5km durch den Wald bis zur nächsten großen Straße wandern müssen, um dann den Bus um 12 Uhr zu bekommen, der eventuell käme. Das klang nach einem nicht besonders solidem Plan. Ich verwarf ihn.

In Kamien gibt es auch einen Anleger für Ausflugsschiffe. Und tatsächlich, diese fahren von Ruciane-Nida nach Mikolajki. Damit ein Schiff hielt, bat ich die Rezeption, im Hafen für mich anzurufen. Und tatsächlich, es kam ein Schiff und nahm mich mit ;-)

Fähre nach Mikolajki

So kam ich noch zu einer schönen Seerundfahrt. Das Schiff machte noch einen kurzen Abstecher auf den Sniardwy See, bevor es nach Mikolajki steuerte.

Nach den ruhigen von jeglicher Zivilisation abgeschnittenen Tagen ist Mikolajki ein kleiner Schock. Es gibt eine Seepromenade mit Restaurants und Karussells. Ich hatte aber nicht viel Zeit, da ich ja noch bis Sorkwity musste. Auf meiner Karte war eine Eisenbahnlinie eingezeichnet. Deshalb suchte ich den Bahnhof. Dieser ist aber verlassen und hat sicher schon einige Jahre keinen Zug mehr gesehen.

Mikolajki vom See aus gesehen

Gleich oberhalb des Fähranleger vor der Kirche gibt es eine Bushaltestelle, an der allerlei Zettel angeschlagen sind. Wenn ich es richtig gedeutet habe, werden die Fernbusse privat betrieben und es gibt keinen öffentlichen Nahverkehr auf dem Land. Jeder Zettel sah anders aus und die Fahrzeiten und Strecken waren anders angegeben. Ich wartete ca. 90 Minuten, bis ein Bus kam, der mich nach Mragowo brachte. Das war schon ein guter Schritt Richtung Ziel!

Kaum angekommen im Mragowo, fuhr gleich ein weiterer Bus Richtung Westen ab. Ich zeigte dem Fahrer auf der Karte Sorkwity und er nickte. Und tatsächlich, dieser Bus fuhr auf der Fernstraße 16 Richtung Westen und hielt in Sorkwity :-)

Während die Fährfahrt recht teuer war (ich glaube, ich habe rund 15€ gezahlt), kosteten mich die beiden Busfahrten keine 3€. Insgesamt war die Rückreise ein schöner Ausflug, auch wenn es mangels Polnischkenntnisse etwas abenteuerlich war, dessen Ablauf vorher zu sehen. Angekommen bin ich trotzdem!