Peking & Große Mauer

Einleitung

Im März 2014 konnte ich eine Geschäftsreise nach Peking mit einem Kurzurlaub verbinden, um diese faszinierende Stadt zu erkunden. Ich besichtigte natürlich die großen Sehenswürdigkeiten wie Tian’anmen Platz, Verbotene Stadt und Große Mauer, litt wie die Bewohner unter Luftverschmutzung, genoss um so mehr die stillen Momente und die vorzügliche chinesische Küche.

Anreise

Als EU Bürger ist man es fast nicht mehr gewohnt, dass man für ein Reiseziel überhaupt noch ein Visa braucht. Bei einer Reise nach China muss man aber vorher ein Visa beantragen. Antrag und Ausstellung dauerte bei mir eine gute Woche und lief reibungslos ab. Allerdings ist die Beantragung aufwendig, wenn man nicht zufällig in einer Stadt wohnt, in der es auch ein entsprechendes Antragszentrum gibt. Hier hatte ich mit Wohnsitz Berlin einen klaren Vorteil. Bleibt zu hoffen, dass die EU und China zukünftig beidseitige Visaerleichterungen vereinbaren, damit dieser Unsinn aufhört.

Peking Bahnhof Airport Express Terminal 3

Die Einreise am Flughafen in Peking verlief reibungslos. Passkontrolle und Gepäck einsammeln dauerten zusammen gerade mal 45 Minuten, was für einen internationalen Großflughafen sehr gut ist!

Danach konnte einer Fahrt in die Stadt nichts mehr entgegen stehen. Da ich die ersten Tage geschäftlich in Peking verbrachte, holte mich ein Kollege mit dem Auto vom Flughafen ab. Ist man rein privat unterwegs, kann man die Fahrt mit dem Flughafenexpress uneingeschränkt empfehlen. Ich habe den auf der Rückreise genutzt. Mit diesem Zug ist man in ca. 30 Minuten am innersten U-Bahnring und kann von dort alle wichtigen Punkte der Stadt erreichen. Die Fahrt mit dem Flughafenexpress kostete 25 RMB (ca. 3€) und eine Fahrt im U-Bahnnetz kostet anschließend unschlagbare 2 RMB (ca. 0,25€).

Peking – ein Moloch

Peking ist ein perfektes Urlaubsziel für den Kulturtouristen. Aber ich möchte dort nicht leben. Die traditionellen Hutongs werden durch große Betonklötze ersetzt. Hier ein typischer Blick auf das zentrale Geschäftsviertel Pekings (CBD).

Blick auf das Central Business Distrct in Peking

Die ganze Stadt wird von mehreren Autobahnringen durchzogen, auf denen der Verkehr mehr steht als fließt. Auf Fußgänger wird keine Rücksicht genommen, es wird bei Rot gefahren und Fahrbahnen werden durchaus auch mal in falscher Richtung genutzt. Trotz dieses Chaos auf den Straßen habe ich keine Unfälle beobachtet. Überlebt man also die ersten Tage der Eingewöhnung, hat man gute Chancen, heil aus Peking zurück zu kommen.

Taxis vor dem Hauptbahnhof Pekings

Schlimmer noch als das Verkehrschaos und die Betonwüsten ist der Smog. In meinen ersten Tagen konnte man keine 200 Meter weit schauen, bevor die Gebäude im Dunst verschwanden. Schon am Flughafen hatte ich einen Geruch bemerkt, der mich an kalten Kohleofen erinnerte. Man kann den Smog schlecht beschreiben. Ein Kollege meinte, dass es in den 1970er Jahren „sowas“ auch in der Bundesrepublik gab. Ich fand den Smog belastend und zusammen mit der allgemein recht trockenen Luft hatte ich kaum Lust beim Laufen durch die Straßen einen Schritt zuzulegen.

Smog lässt sich schlecht fotografieren, da man per Definition nicht viel sieht. Hier mal ein Versuch mit einem Blick vom Berg des Sommerpalast über die Palastbauten und den großen See. Man sieht, dass man schon nach wenigen Metern nichts mehr sieht.

Smog über dem Sommerpalast in Peking

Es gibt aber Hoffnung. Das U-Bahnnetz wird beständig ausgebaut. Mopeds fahren nur mit Elektroantrieb. Einige staatliche Taxis hatten ebenfalls einen Elektromotor. Und auf dem parallel stattfindenden Volkskongress wurde die Luftverschmutzung neben Korruption als Hauptproblem Chinas diskutiert. Aus meinen Gesprächen mit den chinesischen Kollegen wurde mir klar, dass sich alle im Land einig sind, dass die Umweltverschmutzung ein drängendes Problem ist. Nur die Lösung ist nicht trivial, da der Smog von Fabriken verursacht wird, die Millionen Menschen ernähren. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass es in einigen Jahren wesentlich besser sein wird, während wir in Deutschland noch immer über den Verlauf der Stromtrassen für die Energiewende diskutieren.

Während meiner Reise hatte ich Glück, dass nach einigen Tagen Wind aufkam und den Smog davon blies. Plötzlich konnte man die Sonne sehen und Bewegung machte wieder Spaß.

Impressionen aus Peking

Peking mag ein Moloch sein, aber es ist auch Zentrum einer der ältesten Kulturen der Menschheit. In der Stadt gibt es viele sehr schöne Parks, meist gespickt von alten beeindruckenden Bauten. Die Menschen nutzen jeden Winkel ihrer Stadt, denn es ist nicht leicht, bei so vielen Menschen (sicher mehr als 10 Millionen) seinen persönlichen Freiraum zu ergattern.

Saxophonspieler

Die Stadt ist sauber und ordentlich. Es liegt kein Müll rum, Grünflächen sind gepflegt, die öffentliche Infrastruktur funktioniert. An fast jeder Straßenkreuzung steht Polizei oder freiwillige Helfer der Partei (was auch immer deren Funktion ist). Für jeden Straßenblock gibt es eine kleine lokale Polizeistelle, meist ein ständig rot und blau blinkendes Holzhäuschen. Als Tourist habe ich mich stets sicher gefühlt, auch nachts.

Sonnenuntergang

Mit Kommunismus hat Peking natürlich nichts zu tun. Es ist eine Konsumgesellschaft par excellence. Es gibt dicke Autos, luxuriöse Geschäfte und gestylte Grazien. Ob dies für ganz China gilt oder ob Peking nur eine Ausnahme ist, weiß ich nicht, da ich nur in Peking war.

Bei verschiedenen Gelegenheiten kam mir immer wieder der Gedanke, dass es sich beim chinesischen Kommunismus um eine Staatsreligion handelt. China ist riesig, bewohnt von vielen unterschiedlichen Völkern, Religionen und Sprachen. Da benötigt man schlicht ein einendes Element. Es bleibt in den nächsten Jahren spannend zu beobachten, wie sich eine einheitliche Staatsreligion mit einer individualistischen Konsumgesellschaft vereinen lässt, aber auch dafür werden die Chinesen sicher eine Lösung finden. Bleibt zu hoffen, dass die nicht zu nationalistisch ausfällt.

Mandarin Ente

Ich kann den Daheimgebliebenen aber beruhigen: China mag keine Demokratie nach westlicher Definition sein, aber es ist auch nicht Nordkorea. Das Leben geht seinen geordneten Gang. Solange man die Staatsreligion nicht in Frage stellt, wird man gut und unbehelligt in China leben können.

Die chinesischen Küchen

Essen ist in China wichtig. Und es ist gut. Ich habe auf meiner Reise keine einzige Speise serviert bekommen, die ich nicht essen wollte. Gerichte wie im deutschen Chinarestaurant habe ich aber relativ selten gesehen. China hat nämlich eine Vielzahl verschiedener Küchen und ich vermute, in Deutschland bekommt man meist nur Speisen aus der kantonesischen Küche.

chinesisches Essen

Die ersten Tage waren wir bei jeder Mahlzeit mit chinesischen Kollegen unterwegs und durften eine Vielzahl von Speisen aus den verschiedenen Landesteilen kosten. Das erste Restaurant war zum Beispiel ein moslemisches und da gab es dann unter anderem Wachteleier.

Wachteleier

Wachteleier schmecken wie normale Eier, sind aber in der Konsistenz weicher. Ungewöhnlich, aber sehr lecker, waren auch die Nudeln in dem Restaurant. Die Nudeln werden irgendwie gepresst und verlieren dadurch einen Grundbestandteil, der sonst für die Festigkeit sorgt. Diesen Bestandteil gibt es dann extra dazu. Auf dem folgenden Bild sieht man die Nudeln und das Rausgepresste als gitterartige Struktur neben den Nudeln. Die Nudeln hatten eine sehr spannende Konsistenz – weich, aber eben nicht zerkocht. Geschmacklich hat sich das kaum zu “normalen” Nudeln unterschieden.

chinesische Nudeln

Beim Restaurantbesuch wird man vom Kellner an einen Tisch geführt. Der Kellner wartet am Tisch, bis bestellt wurde. Dies kann durchaus 20 Minuten dauern. Bestellen tut immer nur eine Person, da die Speisen anschließend geteilt werden. Das Bestellen schien eine Kunst zu sein. In einer Diskussion zwischen Kellner und Besteller wurde die Essensauswahl und Speisenfolge optimiert. Die Speisen werden nacheinander wie Gänge gebracht und anscheinend konnte man bei der Bestellung die Reihenfolge zumindest beeinflussen. So wechselten sich Fleischgerichte und vegetarische Speisen ab und auf ein scharfes Gericht folgte meist etwas Mildes.

Lammbraten auf Chinesisch

Während der privaten Verlängerung nach der Geschäftsreise standen mir natürlich keine chinesischen Gastgeber bei der Essenskomposition zur Verfügung. Mein Kollege, der ebenfalls ein paar Tage dran gehangen hatte, und ich waren auf uns allein gestellt. In den meisten Restaurants gab es keine englische Karte und auch die Angestellten verstanden kein Wort Englisch. Wir behalfen uns dann mit Zeigen auf Abbildungen in den Karten, was prinzipiell auch ganz gut klappte, solange man die Bilder richtig deuten konnte. Bei folgender Speise lagen wir daneben und bekamen prompt panierte Hühnerfüße serviert :-)

panierte Hühnerfüße

Da wir unseren Fehler erst beim Essen bemerkten, hatten wir die Hemmschwelle schon überwunden. Wir haben den Teig abgeknabbert, denn an den Füßen ist, außer Knochen, nicht viel dran. Ich würde Hühnerfüße vermutlich nicht wieder bestellen, da man sich eher hungrig isst.

Ein weiterer Zufallstreffer war folgende Fischsuppe. Die Suppe war extrem scharf, der Fisch butterweich und köstlich. Einzig gestört haben die Gräten und auch das Angeln mit Stäbchen war auch nicht ganz trivial.

Fisch in scharfer Suppe

Zum Essen gibt es meist heißes Wasser ohne Geschmack. Falls man einen Kühlschrank mit Getränken sieht, kann man sich auch durch Gestik ein Bier oder ein Softgetränk bestellen. Das Bestellen von Tee ist uns aber nie geglückt, da unsere Aussprache des vermeintlichen chinesischen Worts für Tee wohl so abstrus gewesen sein muss, dass wir immer nur fragend angeschaut wurden. Es war schon etwas überraschend, dass nicht wenigstens einige grundlegende englische Vokabeln aus dem Gastronomiebereich verstanden wurden.

Hat man doch mal etwas bestellt, was nicht dem eigenen Geschmack entspricht, ist dies kein Beinbruch, da das Essen meist sehr preiswert war und man zur Not etwas übrig lassen kann. Im Schnitt haben wir nie mehr als 10 Euro pro Person bezahlt, obwohl wir mehrere Speisen geordert hatten.

Essen in Peking war ein kleines Abenteuer und es hat immer etwas Mut oder Hunger erfordert, sich in die Restaurants zu trauen, da man nie so genau wusste, was auf einen zukommt. Schlechte Erfahrungen haben wir nicht gemacht (auch nicht mit Hygiene), so dass wir am letzten Abend schon relativ souverän unsere Essenswünsche zeigen konnten :-)

Sommerpalast

Mein erster Ausflug am Tag der Ankunft war der Sommerpalast im Nordwesten Pekings. Vorzeigbare Panoramaaufnahmen der gesamten Anlage sind mir leider nicht gelungen, da alles im Smog verschwamm. Deshalb musste ich mich auf Details wie diese kunstvollen Malereien konzentrieren.

Holzmalerei Sommerpalast Peking

Der Sommerpalast ist ein großer Park am Kunming See. An der einen Seeseite erhebt sich ein Hügel, auf dem prachtvolle Tempel stehen. Aber auch das Ufer ist von vielen Gebäude gesäumt, die zum Palast gehören. Hier konnte ich erstmalig die chinesische Hofstruktur bewundern. Wohnhäuser sind ebenerdig und gruppieren sich um einen meist rechteckigen Hof. Der Hof ist um so größer, je wohlhabender der Besitzer ist. Während sich in einem Hutong zig Menschen einen Hof und Gebäude teilen mussten, standen dem Kaiser und seiner Familie ganze Höfe allein zur Verfügung.

Pavillon Sommerpalast

Die Palastbauten, speziell die verschiedenen Pavillons, sind prachtvoll gestaltet. Auf dem Dachgrat findet man Drachen und kleine Figuren. Ein Gebäude ist um so wichtiger, je mehr Drachen und Figuren auf dem Dachgrat sind. Hier ein ziemlich unwichtiges Gebäude.

Dachgrat mit Drachen

Da es Sonntag war, war der Park mit vielen chinesischen Familien gefüllt. Westliche Touristen habe ich nur ganz vereinzelt gesehen.

Annäherung an den Tian’anmen Platz

Während meines Pekingbesuchs fand gleichzeitig der Volkskongress statt. Das chinesische Parlament, bestehend aus 3.000 Abgeordneten, trifft sich jährlich in Peking. Zentrale Bereiche um das Parlamentsgebäude, der Nationalen Halle des Volkes, waren abgesperrt. Wir mussten große Umwege laufen, um den Tian’anmen Platz überhaupt zu erreichen.

abgesperrter Platz in Peking

Dabei kamen wir am Nationalen Zentrum der darstellenden Künste vorbei, einem futuristischen Bau, der so gar nicht zu den sonstigen Betonglötzen passen will. Die Kugel ist von einem künstlichen See umgeben und liegt inmitten eines kleinen Parks. Insgesamt ein sehr interessantes Bauwerk.

Nationales Zentrum für Darstellende Künste Peking

Nach einer halben Stunde erreichten wir dann doch noch den Tian’anmen Platz. Es zeigte sich auch in den nächsten Tagen immer wieder, dass Peking groß ist und man selbst von „nahen“ U-Bahnhaltestellen durchaus ordentlich laufen muss, bis man das eigentliche Ziel erreicht. Im Fall des Tian’anmen Platz wurde unsere Lauferei nicht belohnt, denn der Platz war ebenfalls gesperrt. So blieb es mir erspart, die nächste Revolution auszurufen.

Große Halle des Volkes China

Wirklich spannend ist der Platz nicht, da es nur Beton ist und der Platz durch eine zehnspurige Straße durchschnitten wird. Auf der nördlichen Platzseite steht das himmlische Tor, was auch der eigentliche Namensgeber des Platzes ist: Platz vor dem Tor des himmlischen Friedens. Von dem himmlischen Tor hat Mao 1949 die Volksrepublik China ausgerufen. Noch heute prangt sein Konterfei über dem Eingang.

Tor des Himmlischen Friedens

Das Tor des himmlischen Friedens markiert den Eingang zur verbotenen Stadt. Da man als westlich geprägter Tourist unweigerlich an das Massaker auf dem Platz denken muss, ist es wichtig zu wissen, dass der Name des Tors nichts mit dem Ereignis zu tun hat und deshalb nicht zynisch interpretiert werden darf. Ähnlich hoch auftragende Namen sind mir an verschiedenen Stellen immer wieder begegnet, etwa in der Verbotenen Stadt. Dort gab es zum Beispiel den Palast der himmlischen Klarheit oder die Halle der Wahrung der Harmonie.

Zu Besuch beim Kaiser in der Verbotenen Stadt

Die Verbotene Stadt beginnt nördlich am Tian’anmen Platz. Es ist das Versailles Chinas. Hier residierten die chinesischen Kaiser. Dem einfachen Volk war der Zugang verboten.

Großer Platz in der Verbotenen Stadt

Die Verbotene Stadt ist riesig. Obwohl wir sie nur einmal von Süden nach Norden durchquerten, haben wir schon mehrere Stunden gebraucht. Man kann ohne Probleme einen ganzen Tag in der Verbotenen Stadt verbringen. Ich hatte mir am Eingang einen Audioguide ausgeliehen. So richtig toll fand ich den aber nicht, da man jede Beschreibung nur einmal hören konnte, diese aber manchmal abbrachen, wenn man nicht angewurzelt vor dem aktuellen Ansageobjekt stehen blieb. Eine Alternative sind die Fremdenführer, die sich vor dem Eingang anpreisen.

Feuerlöschbecken in der Verbotenen Stadt

Der südliche Teil der Verbotenen Stadt besteht aus mehreren großen Höfen. Die Höfe sind durch große Palastbauten und Tore voneinander getrennt. Diese Höfe dürften für Empfänge, Aufmärsche und Zeremonien gedient haben.

Palast der Himmlischen Klarheit

Insgesamt ist die Verbotene Stadt auch sehr steinlastig. Es gibt kaum einen grünen Streifen, Wasser oder Baum. Europäische Palastbauten wie Versailles oder Sanssouci sind hingegen in große Parkanlagen eingebettet. Schon an diesen wenigen Punkten wird deutlich, dass die chinesische Architekturkunst eine völlig eigene Linie verfolgt.

Wasserlauf in der Verbotenen Stadt

Der hintere nördliche Bereich der Verbotenen Stadt wurde als Wohnteil genutzt. Die Höfe waren kleiner und intimer. Zwischen den Höfen gab es lange Gänge mit hohen Mauern.

Die Rote Mauer

Falls ich nochmal nach Peking fahre, würde ich einen ganzen Tag für die Besichtigung der Verbotenen Stadt einplanen. Man kann sich wunderbar durch die Höfe treiben lassen. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. In Nebenhöfen gibt es kleine Imbisse und Souvenirgeschäfte. Toiletten sind wie in ganz Peking ausreichend vorhanden. Bei schönem Wetter kann man es sich auf Sitzbänken gemütlich machen und die Enormität des Ensembles auf sich wirken lassen.

Wandornament

Beihai Park und Houhai See

Westlich der Verbotenen Stadt zieht sich ein Gürtel aus Seen durch die Stadt. Wenige hundert Meter vom Nordausgang der Verbotenen Stadt ist der Beihai Park, der einen Besuch lohnt. Im Beihai Park steht die Weiße Pagode auf einer kleinen Anhöhe.

Weiße Pagode im Beihai Park

Der Beihai Park hat auch ein paar schöne schattige Plätze - eine willkommene Abwechslung nach der Verbotenen Stadt. Wir wollten aber noch nicht zu lange rasten, um nicht zu rosten. Unser nächste Weg führte uns zur Neun Drachenwand auf der nordwestlichen Seite des Beihai Sees.

Neun Drachenwand Beihai Park

Der Drache ist in China ein Glückssymbol. Die Zahl 3 ist ebenfalls ein Glückssymbol, weshalb die Zahl 9 als Produkt aus 3 mit sich selbst das vollkommene Glück ist. Eine Wand mit 9 Drachen ist dann vom Glück gar nicht mehr zu übertreffen :-) Auf alle Fälle sah es sehr schön aus. Die Drachen leuchteten wunderbar in der Sonne und sind sehr kunstvoll gestaltet.

Weiter ging es an den Seen entlang in nördlicher Richtung. Dabei durchliefen wir das noch ruhige Shichahai Kneipenviertel. Nachts steppt dort vermutlich der Bär. In vielen Kneipen gab es kleine Livebühnen. Eine weitere wichtige Attraktion ist die Silver Ingot Brücke (oder Yingding Brücke) am Übergang vom Qianhai zum Houhai See.

Silver Ingot Brücke

Steht man auf der Brücke, soll man die Bergketten in der Ferne sehen können. Auch wenn der Smog vom Wind weggeblasen war, war uns ein Blick bis zu den Bergen noch nicht vergönnt.

Auf Souvenirjagd

Die Daheimgebliebenen freuen sich meist nicht nur über die Heimkehr des Reisenden, sondern auch auf die Geschenke und Mitbringsel. Hier hat es mir Peking überraschend schwer gemacht. Natürlich gab es zum Beispiel in der Verbotenen Stadt ein paar Souvenirläden, aber so richtig zwingend war das Angebot nicht. Auch sonst sieht man relativ wenig Tourikitsch im Stadtbild und wird nicht durch fliegende Händler belästigt. Angenehm!

chinesische Lampions in Bäumen aufgehangen

Um nicht bei Rückkehr mit leeren Händen dazustehen, begab ich mich am Samstag auf Souvenirjagd. Mein erster Versuch war der Panjiayuan Antikmarkt. Auf diesem gibt es eine Vielzahl handwerklicher Artikel, vom gravierten Edelstein über Kalligraphieutensilien bis hin zu Statuen.

Panjianyuan Antikmarkt

Viele Alltagsgegenstände wie Essen oder öffentlicher Nahverkehr sind für den westlichen Touristen preiswert. Die Waren auf dem Panjiayuan Markt hingegen waren es nicht. Eine Perlenkette hätte mehrere tausend Euro gekostet. Sicher ein angemessener Preis, aber kein Schnäppchen. Ich musste mich erst mal selbst von der Richtigkeit der Preise überzeugen. Deshalb beobachtete ich unauffällig, was chinesische Kunden für Artikel bezahlten und fragte hinterher beim gleichen Händler, wie viel es kosten sollte. Mir wurde der gleiche Preis genannt. Gut zu wissen, dass es also keine Spezialpreise für Langnasen gibt!

Jadeketten

Preiswertere Souvenirs habe ich dann im Jingshan Hutong gefunden. Das Jingshan Hutong ist eine sehr belebte Einkaufsstraße mit einer Vielzahl von Läden. Hier gab es auch endlich richtigen Tourikitsch, etwa Bildmontagen mit Obamas Kopf auf Maos Körper mit dem Slogan Obamao. Das ist wahre Völkerverständigung! Im Jingshan Hutong habe ich auch eine Reihe von anscheinend angesagtem Trashfood probiert. Zumindest waren die Schlangen vor den Läden sehr lang.

farbige Zuckerwatte

Eine tolle Entdeckung im Jingshan Hutong war das ehemalige Wohnhaus des chinesischen Malers Qi Baishi. Der Hof sowie die Atelier- und Wohnräumen können besichtigt werden. In dem Komplex wird über sein Leben berichtet und einige seiner Werke ausgestellt.

Malutensilien von Qi Baishi

Im Jingshan Hutong habe ich für meine Kollegen eine große Tüte chinesischer Süßigkeiten mitgebracht. Es waren hauptsächlich Reiskuchen unterschiedlichster Geschmacksrichtungen. Zum Geschmack möchte ich nur sagen, so richtig aus der Hand wurden sie mir nicht gerissen, aber es fanden sich unerschrockene Abnehmer :-)

Große Mauer bei Jinshanling

Vor meiner Reise nach Peking war mir nicht bewusst, dass die chinesische Mauer von Peking so gut erreichbar ist. In meiner Unwissenheit hatte ich Peking mehr ins Landesinnere verortet. Tatsächlich ist die Große Mauer bei Badaling gerade mal 80km vom Stadtzentrum Pekings entfernt. Da dies aber auch der touristischste Abschnitt ist, habe ich mich für einen Ausflug nach Jinshanling entschieden.

Wachtürme auf der Großen Mauer bei Jinshanling

Es gibt mehrere Optionen für eine Mauerbesichtigung. Man kann versuchen mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, muss dann aber mindestens eine Übernachtung einplanen. Ich habe mich für eine Tour für ca. 400 RMB (ca. 50€) entschieden, die mir von einem anderen Touristen empfohlen wurde. Der Fahrer holte alle Touristen mit einem Kleinbus von den Hotels ab. Anschließend stieg eine junge Touristenführerin zu, die Kaffee und Frühstücksteilchen von McDonalds an die Reisenden verteilte.

Große Mauer bei Jinshanling

nach ging es durch den Berufsverkehr raus Richtung Nordosten. Die Fahrt dauerte gut 3 Stunden und wir waren gegen 10 Uhr am ca. 120km entfernten Mauerabschnitt bei Jinshanling. Am Parkplatz gab es einige kleine Stände, aber die Händler schienen etwas überrascht, dass um die Zeit schon potenzielle Käufer auftauchten.

Blick über chinesische Mauer

Vom Parkplatz mussten wir zunächst einen kleinen Anstieg von ca. 200 Höhenmetern zur Mauer überwinden. Die chinesische Mauer verläuft nicht im Tal, sondern auf dem Grat der Berge. Man möchte sich gar nicht ausmalen, wie viele Menschen vor mehr als 500 Jahren unter dem Bau gelitten haben.

Chinesische Mauer bei Jinshanling

Auf der Mauer liefen wir für knapp zwei Stunden in eine Richtung, bevor wir umkehren mussten, um zum Parkplatz zurück zu kehren. Auf dem gesamten Weg wurde jeder Tourist von seinem persönlichen fliegenden Händler begleitet. Hier ist es sicher sinnvoll, gleich zu Beginn sehr deutlich und energisch klar zu machen, dass man nichts kaufen wird. Auch die Touristenführerin begleitete unsere Gruppe auf dem gesamten Weg. Da sie gut Englisch sprach, konnte sie auch über die Mauergeschichte berichten.

Mauerwächter

Die Mauer wird aller paar hundert Meter von einem Turmbau unterbrochen. Diese Türme dienten den Soldaten als Unterkunft oder waren Tore.

In den meisten Türmen gab es einen Händler, der Getränke und Postkarten verkauft. Obwohl die Große Mauer bei Jinshanling sehr einsam ist, braucht man nicht Getränke mitschleppen, sondern kann diese lieber vor Ort kaufen. Das freut sicher auch die lokalen Händler.

Wie so viele Orte auf meiner Kurzreise ist auch die chinesische Mauer sehr beeindruckend. Es macht Lust, sofort den Rucksack aufzusetzen und los zu wandern. Das Wandern auf der Mauer ist sehr anstrengend, da sie über jeden noch so spitzen Grat verläuft und teils extrem steil ist. Dafür wird man aber mit sehr viel Einsamkeit und einem tollen Blick über das Gebirge belohnt.

Taoranting Park

Auf meinen Reisen lasse ich mich, wenn möglich, gerne treiben. Auch in Peking habe ich mir einen Nachmittag gegönnt, in dem ich ziellos durch die Straßen gelaufen bin. Neben all den Attraktionen ist es mir wichtig, die Wege abseits zu erkunden.

Taoranting Park

Dabei stieß ich auf den Taoranting Park im Süden Pekings. Gleich am Eingang gab es eine Gruppe von Mitfünfzigern in Militärkleidung, die zu melancholischer Musik tanzten. Auch an anderen Stellen im Park habe ich Gruppen gesehen, die anscheinend einem gemeinsamen Hobby nachgingen. Auch an anderen Stellen in der Stadt ist mir aufgefallen, dass das Leben in Peking öffentlicher als bei uns in Deutschland ist. Anstatt in ein Fitness Studio zu gehen, gibt es Sportgeräte in Parks, die auch genutzt werden. Abends kam ich auch an einem Platz vorbei, auf dem rund 200 Menschen ungezwungen tanzten.

Tuchtänzer im Taoranting Park Peking

Am Eingang des Taoranting Parks gibt es eine Vielzahl von Attraktionen wie Kinderkarussells. Die größte Attraktion war aber eine ca. 5 Meter hohe Rampe, ausgelegt mit Gehwegsplatten, auf den Massen chinesischer Kinder runterrutschten :-) Weiter hinten im Park wurde es ruhiger, aber nicht leer. Einige Hochzeitspaare nutzten die Szenerie für Fotos. Der Taoranting Park ist mit einem Eintritt von 5 RMB (ca. 0,60€) und seinen Attraktionen ein echter Volkspark.

Olympiapark

Eigentlich wollte ich nicht den Olympiapark von Peking besichtigen. Olympische Sportstätten und Stadien sehen im Fernsehen imposant aus, aber ohne Sportler und Wettkämpfe sind sie meist recht tröge. Das ist in Berlin nicht anders.

ausgestorbene Zufahrtsstraße zum olympischen Park in Peking

Da ich aber noch am Vorabend meiner Rückreise etwas Zeit hatte und ich mich auch schon an der richtigen U-Bahnlinie befand, fuhr ich trotzdem hin. Der Olympiapark ist ein mehrere Kilometer langer Platz, an dem sich zum Beispiel das Olympiastadion befindet.

Olympiastadion Peking

Wie überall in Peking wurde auch hier am Zugang der Rucksack durchleuchtet. Auch an jeder U-Bahnstation und sogar an manchen Unterführungen werden die Rucksäcke kurz durch einen Scanner geschoben. Das heißt aber nicht, dass auch immer jemand auf den Monitor geschaut hätte… Neben dem Volkskongress dürften viele dieser Sicherungsmaßnahmen auch einem Blutbad mit über 30 Toten wenige Wochen zuvor am Bahnhof von Kunming geschuldet sein.

chinesischer Polizeibus

Neben dem olympischen Stadion und dem Linglong Turm mit den olympischen Ringen gab es relativ wenig zu entdecken. Ich wurde aller paar Meter gefragt, ob ich nicht einen Drachen kaufen möchte. Wie schon zuvor befürchtet, hätte ich mir den Ausflug sparen können.

olympische Ringe am Linglong Turm

Ganz am Ende des Olympiaparks gab es noch einen futuristischen Turm. Dieser stand etwas abseits und war in keiner Karte verzeichnet. Es sah so aus, als ob an seiner Außenhaut gebaut wird. Da die olympischen Spiele schon eine Weile her sind, dachte ich, dass der Turm wieder demontiert wird und schon deshalb nirgends mehr verzeichnet ist.

neuer Aussichtsturm am Olympiapark Peking

Erst jetzt nach intensiver Internetrecherche konnte ich den Turm als einen neuen Aussichtsturm für den Olympiapark identifizieren. Dieser Turm befindet sich noch im Bau beziehungsweise sollte demnächst vollendet sein. Ob der Turm neben der Aussicht auf den Olympiapark noch einem anderen Zweck dient, konnte ich nicht ermitteln.

Fazit

Peking ist eine Reise wert und man kann ohne Probleme eine Woche allein in Peking und Umgebung verbringen. Peking ist nach Einschätzung verschiedener Touristen, die ich vor Ort getroffen habe, „chinesischer“ als etwa Shanghai oder Hongkong.

Wie immer gilt, dass man von einer Reise mehr hat, wenn man sich etwas vorbereitet. Neben dem Studium aktueller Reiseführer sind auch Bücher über die nahe Geschichte interessant. So habe ich zum Beispiel das Buch Wilde Schwäne von Jung Chang gelesen, um einen Einblick in die Kulturrevolution zu gewinnen.

Vor Ort hat sich für mich mal wieder gezeigt, dass unser westlicher Blick auf China sehr verengt ist. Wenn man in Deutschland in den Medien etwas über China hört, dann meist zu den Themen Tibetkonflikt, Umweltverschmutzung, Ai Weiwei, Parteitage oder Wirtschaftsbeziehungen. Das sind alles wichtige und richtige Themen, aber es ist nur ein minimaler Ausschnitt eines hochkomplexen und spannenden Land!