Singapur

Inselstaat Singapur

Ich war mal wieder unterwegs und diesmal hat es mich Mitte November 2008 für ein paar Tage nach Singapur verschlagen. Ich war 4 Nächte vor Ort und konnte mir an rund 1,5 Tagen einen Überblick über die Stadt verschaffen. Diese Zeit reicht natürlich nicht, um das Land genau zu erkunden, aber zumindest vermittelt es einen ersten Eindruck von Singapur.

ein Haus mit bunten Fensterläden in Singapur Nähe Funan DigitalLife Mall

Singapur ist ein Stadtstaat mit immerhin rund 4,5 Millionen Einwohnern. Diese vielen Menschen passen dann auch gerade so auf die kleine Insel, die direkt vor der Südküste von Malaysia liegt. Im ganzen Stadtgebiet gibt es eine Vielzahl von Hochhäusern, um genügend Wohn- und Arbeitsraum für die Menschen zu schaffen. Scheinbar expandiert die Stadt immer noch, denn überall in der Stadt werden neue Bürotürme oder Appartments hochgezogen. Auch gibt es eine fast unendliche Anzahl von Shopping Centern (Malls genannt), die oft nahtlos ineinander übergehen. Das folgende Bild zeigt einen Blick auf die Gebäude rund um die Suntec City Mall bzw. City Link Mall.

Blick auf Suntec City Mall bzw. City Link Mall in Singapur

Trotz dieser teils wuchtigen Architektur, wurden einige Perlen der vergangenen Kolonialzeit erhalten. Oft wirken diese kleinen Gebäude etwas verloren zwischen den Hochhäusern, aber es ist trotzdem schön zu sehen, dass sie nicht alle höheren Bauten weichen mussten.

Haus im Kolonialstil in Singapur

Geschichte Singapur

Singapur selbst ist als Handelsort entstanden. Im 19. Jahrhundert gründete der Britte Thomas Stamford Raffles auf der Insel einen Handelsposten für die Ostindische Handelskompanie. Ziel war es, einen alternativen Hafen für den Fernhandel in dieser Region zu schaffen. Deshalb verzichtete man z.B. auf Zölle, was zu einem boomartigen Wachstum in Singapur führte. Im zweiten Weltkrieg war Singapur als wichtiger Militärhafen angedacht gewesen, aber da die Britten den Großteil ihrer Kräfte nach Europa abkommandiert hatten, fiel die Stadt relativ schnell und wurde von den Japanern besetzt. Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde Singapur eine Kronkolonie und 1962 wurde Singapur teil einer Förderation mit Malaysia. Dieses Konstrukt hielt aber nicht sehr lange und seit 1963 ist Singapur ein unabhängiger Staat. Die Geschichte Singapurs kann man übrigens im Nationalmuseum nachvollziehen. Das Gebäude besteht aus einem klassischen Bau sowie einem modernen Anbau, den man auf dem folgenden Bild bewundern kann.

Anbau des Nationalmuseums in Singapur

Wetter Singapur

Singapur liegt nur wenige Kilometer vom Äquator entfernt und deshalb herrscht ein tropisches Klima. Als ich vor Ort war, waren immer um die 30°C. Schlimmer als die Hitze war aber die enorme Luftfeuchtigkeit. Schon kurze körperliche Betätigungen reichen, um völlig durchgeschwitzt zu sein. Wegen des tropischen Klimas gibt es in der Stadt viele Palmen und andere exotische Pflanzen.

merkwürdiges Palmenblatt in Singapur Nähe Boat Quay

Nachteil des tropischen Wetters ist, dass es oft regnet. Regen an sich ist nicht schlimm, aber es kamen immer gleich ganze Sturzbäche runter… Das folgende Bild dokumentiert eine ungewollte Pause von einer Stunde, in der es gar nicht wieder zu regnen aufhören wollte.

monsumartiger Regen in Singapur

Um dem Wetter zu entgehen, gibt es aber glücklicherweise mehrere Alternativen. So kann man sich in einer der vielen Shopping Malls die Zeit vertreiben oder man schaut sich eine der vielen Kirchen und Tempel an.

Figuren außen an einem Buddhatempel in Singapur

Einwanderungsland Singapur

Nach Singapur sind Menschen aus allen Ländern Asiens eingewandert. So gibt es sehr viele Chinesen, Inder, Malaysier, Indonesier, Thailänder und auch Europäer. Jede dieser Nationen hat seine eigene Kultur mit nach Singapur gebracht. Deshalb findet man auch Kirchen aller Nationen, egal ob Moslems, Buddhisten oder Christen. Überhaupt ist diese erstaunliche kulturelle Mischung sicher eine der spannendsten Sachen an Singapur, da man hier auf engstem Raum ganz Asien erleben kann.

Buddha Tooth Relic Temple

Mitten in Chinatown steht der buddhistische “Buddha Tooth Relic Temple”. Dieser ist noch relativ neu. Es gibt mehrere Etagen in dem Tempel, die man alle besichtigen kann. Das obere Bild zeigt einen buddhistischen Tempel mit vielen Figuren als Schmuck. In diesem Tempel war ich allerdings nicht, sondern habe besagten Tempel in Chinatown besucht. Man sollte keine zu kurzen Hosen tragen und Frauen werden gebeten die Schultern zu bedecken. Falls man aber mit der falschen Kleidung unterwegs ist, kann man sich am Eingang ganz unkompliziert einen Umhang ausleihen.

einzelne Buddha Statue in Buddhatempel Singapur (Chinatown)

Im Innenraum erwartet einen dann zunächst eine riesige Buddhastatue, wobei der Buddha auf einer offenen Lotusblüte sitzt. Im oberen Bild sieht man solch eine Statue, allerdings in Miniatur. Rings um die Statue befinden sich in der Wand eine Vielzahl von Kassetten. In jeder Kassette steht eine kleine Statue. Man kann diese Statue als Glücksbringer für ein Jahr pachten. Die Preise dafür variieren je nach Größe der Statue. Das ist fair und sichert, dass für jeden Geldbeutel Glück zu haben ist.

Kassetten mit vielen kleinen Buddha Statuen in Buddhatempel Singapur (Chinatown)

Der Tempel enthält auch ein Museum über den Lebensweg von Buddha. Weiterhin gibt es einen großen Buchladen mit integriertem Cafe. Auf einer Etage wird ein Relikt aufbewahrt. Davon sieht man allerdings nicht wirklich was, sondern man kann nur die große goldene Truhe besichtigen, in der das Relikt aufbewahrt wird. Fotos darf man auf dieser Etage nicht machen. Man kann sogar das Dach des Tempels betreten. Auf dem Dach befindet sich ein Orchideengarten, ein Wandelgang und eine riesige Gebetsrolle. Vom Dach hat man auch einen guten Ausblick auf die umgrenzenden Gebäude von Chinatown. Da es allerdings zu dieser Zeit geregnet hat, gibt es keine Fotos hier. Die Dachetage umfasst auch mehrere zehntausend Buddhastatuen. Diese sind enorm klein und eng aneinander gereiht. Jede Statue hat eine Nummer, damit man seinen gepachteten Glücksbringer auch immer wiederfinden kann. Der gesamte Tempel ist übrigens klimatisiert und es gibt auch einen Fahrstuhl. Das Museum hat auch seinen eigenen Blog und es gibt sogar eine Facebook Gruppe für Anhänger. Das nenn ich fortschrittlich!

Blick auf ruhige Straße in Chinatown in Singapur

Chinatown

Chinatown selbst war relativ ruhig, als ich dort war. Scheinbar startet das Leben in Singapur nicht vor 10 Uhr. Auch bei meinem Brötchengeber im Büro ging es nicht wirklich vor 10 Uhr los. Ich stand als braver Deutscher natürlich schon um 9 Uhr vor dem Büro und musste warten, bis die Bürosekretärin dann wenige Minuten später kam. Sie hatte scheinbar noch nie so zeitig einen Kollegen im Büro getroffen :-)

Einkaufsstraße in Chinatown (Singapur)

Auch in Chinatown hat man versucht die Historie zu bewahren. Allerdings ist das Gebiet doch ziemlich zerbaut und so gibt es nur relativ wenige Straßen, die noch irgendwie ein Chinagefühl wecken - was auch immer ein Chinagefühl ist. Aber zumindest konnte ich gut Postkarten kaufen und ich habe auch die eine oder andere Leckerei gefunden.

Essen in Singapur

Apropos Essen: Da in Singapur sich ganz Asien trifft, findet man entsprechend auch Essen aus allen Teilen der Welt. In meinem Hotel gab es ein bunt gemischtes Frühstücksbuffet. So konnte man sowohl wässrige chinesische Reissuppe haben, als auch indisches Curry Hühnchen, britische Bohnen oder alternatives Müsli. Wie das alles geschmacklich zusammenpassen soll, habe ich zwar nicht rausgefunden, aber das ist ja nicht unbedingt wichtig.

Man kann diese Essensvielfalt in der ganzen Stadt genießen. So gibt es eine Vielzahl von Straßenrestaurants. Diese werden auch Hawker oder Food Market genannt. Meist bestehen sie aus einem überdachten Platz mit Tischen und Stühlen. Der Platz ist umgeben von kleinen Imbissen, wobei jeder Imbiss sich meist auf ein Land oder eine Spezilität konzentriert. An einem Stand gab es z.B. nur Sachen aus Schweineorganen und die groß angepriesene Spezialität war Organsuppe. Nunja, es gab glücklicherweise noch andere Stände mit etwas vertrauterem Essen. Das folgende Bild zeigt solch einen Hawker in Little India. Man sieht die Tische und im Hintergrund ebenfalls unter dem Dach befinden sich die verschiedenen Imbisse.

Straßenrestaurant in Singapur, genannt Food Market oder Hawker

Man findet übrigens nicht nur asiatische Gerichte in diesen Straßenrestaurants. So gab es ab und zu auch einen Imbiss mit europäischen Essen, wobei damit Spaghetti Bolognese und Steak gemeint war. Preislich sind diese Straßenrestaurants unschlagbar günstig. Meist bezahlt man für ein Gericht um die 2-3 Euro. Dafür bekommt man Reis/Nudeln, Gemüse und Fleisch. Getränke gibt es meist an einem weiteren Stand. Neben den Straßenrestaurants gibt es auch asiatische Fastfoodketten, die ebenfalls asiatisches Essen anbieten. Und wem das alles nicht schmeckt, der kann immer noch zu einem der vielen westlichen Fastfoodketten wie Burger Kind, McDonalds, Subway oder Starbucks gehen. Verhungern muss man auf alle Fälle nicht in Singapur.

Verdursten muss man auch nicht, wenn es gibt auch sehr viele Pubs und Bars. Allerdings sind die Preise dort recht hoch, da scheinbar Alkohol allgemein relativ teuer ist. Es kann dort schnell passieren, dass man in einer normalen Bar 10-12 Euro für einen Singapur Sling bezahlen muss. Gut ist es, wenn man sich einfach von Leuten vor Ort mit in Bars nehmen lässt. Ansonsten muss man selbst schauen, etwa Nähe Raffles Place am Boat Quay.

Pubs am Singapur River Nähe Boat Quay

Mutig, wie ich nun mal bin, habe ich mich auch an die exotischten Speisen gewagt. In den Malls gibt es meist auch Supermärkte, wo man mal im lokalen Essensangebot rumstöbern kann. An einem Backstand bin ich dann auf einen skurrilen Muffin gestoßen, der wie Haare hatte. Ehrlich gesagt, schmeckte es einfach nur scheußlich. Die Haare hatten eine Konsistenz wie Pappe und der Teig enthielt eine extrem scharfe Füllung. Ich hab keine Ahnung, was das ist.

scharfes merkwürdig schmeckendes Gebäck aus Singapur

Little India

Ein weiterer touristischer Anlaufpunkt ist Little India. Dieser Stadtteil wurde durch die indischen Einwanderer geprägt. Auch in Little India gibt es nur wenige Straßenzüge, die irgendwie typisch aussehen.

Straßenzug in Little India, Singapur

Ich hatte das Gefühl, dass Chinatown mehr auf Touristen abzielte, während wohl in Little India die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung im Vordergrund stehen. So gab es wesentlich weniger Postkartenläden und dafür Läden mit Artikeln des täglichen Gebrauchs. Das ist aber eine rein subjektive Einschätzung. Es kann auch einfach sein, dass ich nur nicht die richtige Straße gefunden habe.

traditionelles Haus in Little India

Leben in Singapur

In Singapur gibt es wegen des Platzmangels relativ wenige Parks. Deshalb werden die vorhandenen Parks natürlich für alle möglichen Aktivitäten genutzt. So kann man z.B. Menschen beim Schattenboxen und Entspannungsübungen beobachten.

Schattenboxen bei Fort Canning in Singapur

Es gibt eine Vergnügungsinsel namens Sentosa Island. Diese erreicht man z.B. mit Bussen von der U-Bahn Station Harbour Front aus. Als ich die U-Bahn Station erreichte, finge es aber wieder so stark mit regnen an, dass ich mir den Ausflug schenkte und mich lieber wie all die anderen Singapurer in die nächste Shopping Mall begab. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass die Singapurer ganz verrückt nach Shopping sind? Da ist es ja nur folgerichtig, dass sie auch ganz ausgelassen Weihnachten feiern. Deshalb waren schon Mitte November viele Straßen weihnachtlich geschmückt, auch wenn bei der Hitze keine so rechte Weihnachtsstimmung bei mir aufkommen wollte. Gerade die Hauptshoppingstraße Orchard Road war wunderschön geschmückt und leuchtete sehr nett.

weihnachtlich geschmückte Orchard Road in Singapur

Der Lebensstandard in Singapur ist sehr hoch. Man sieht keine Bettler und die Stadt ist extrem gut aufgeräumt und gepflegt. Gerade die U-Bahn Stationen sind so ordentlich und sauber, dass man ohne Probleme sein Essen auf dem Boden ausbreiten könnte. Das darf man allerdings nicht, denn Essen in der U-Bahn steht unter Strafe. Daran halten sich auch die Leute und man sollte dies auch tun. Überhaupt ist Singapur dafür bekannt, einige ordentliche Strafen anzudrohen. Für Drogenbesitz und Konsum gibt es die Todesstrafe - auch für Ausländer. Auch das Fallenlassen von Müll kann mit Prügelstrafe geahndet werden. Dies hat alles zur Folge, dass man in Singapur sehr hohe hygienische Standards vorfindet, auch bei den Straßenrestaurants. Auch hatte ich selbst während der Nacht kein Ungutes Gefühl und hab mich immer sicher gefühlt. Angenehm war auch, dass man bei Händlern und Taxifahrern nicht das Gefühl hatte, übers Ohr gehauen zu werden. Das ist alles für den Tourist sehr erfreulich.

Rolltreppe auf Wiese Nähe Nationalmuseum Singapur

Trotz dieses hohen Lebensstandards sind die Preise in Singapur moderat. Ein vollständiges Mittagessen kann man in einem der Straßenrestaurants unter 5 Euro bekommen. Für ein Tagesticket im U-Bahn Netz bezahlt man rund 7 Euro und selbst Taxifahrten sind preiswert. So habe ich z.B. für eine Fahrt zum Flughafen über immerhin 22km lediglich 10 Euro bezahlt. Mit der Bahn bezahlt man für die gleiche Strecke rund 3 Euro. Gerade im Berufsverkehr dürfte die Bahn sogar schneller sein als per Taxi. Man sollte übrigens immer einen Pullover im Handgepäck haben, denn alle öffentlichen Gebäude, die Malls, Büros, Busse und Taxis sind klimatisiert und extrem kühl. Das ist natürlich alles ideal, um sich eine ordentliche Erkältung einzufangen :-)

Shopping in Singapur

Singapur ist übrigens auch ein beliebtes Shoppingland für Elektronik. Die Preise für Elektronik sind rund 20-30% unter den deutschen Preisen, wenn man die Mehrwertsteuer abzieht, die man sich am Flughafen wieder auszahlen lassen kann. Allerdings sollte man bedenken, dass man dafür am deutschen Flughafen wiederum die deutsche Mehrwertsteuer zahlen muss. Damit lohnt sich das alles kaum noch und ist sicher kein entscheidender Grund nach Singapur zu fahren. Faszinierend ist allerdings die große Auswahl, die man so bei keinem Fachhändler in Deutschland haben wird. Allerdings werden in Singapur die britischen Stecker verwendet und man benötigt deshalb für ein in Singapur gekauftes Gerät immer einen Adapter oder ein neues Anschlusskabel.

Blick auf Skyline von Singapur

Singapur wird oftmals etwas belächelt und als Disneyland von Asien bezeichnet. Ich persönlich finde das aber weniger schlimm. Es ist für jemanden wie mich, der noch nie vorher wirklich in Asien war eine gute Gelegenheit asiatische Gewohnheiten kennen zu lernen, ohne gleich einen völligen Kulturschock zu erleben. Klar ist aber auch, dass Singapur sicher eine ganz spezielle Variante der asiatischen Kultur zeigt und nicht vergleichbar ist mit dem Festland. Aber das kann ich ja dann bei einer späteren Reise mal erkunden…