An- und Abreise nach Litauen

Ein Blick auf eine Karte zeigt, dass Litauen schon ganz schön weit weg von Deutschland ist. Will man eine Radtour durch Litauen mit dem eigenen Rad machen, gibt es praktisch nur eine vernünftige und bezahlbare Variante anzureisen: mit der Fähre. Alternativ kann man natürlich auch fliegen, mit dem Zug über Polen und Kaliningrad fahren oder selber mit dem Auto anreisen.

Zum Zeitpunkt unserer Reise wurde Litauen über den Hafen in Klaipeda von zwei Fährgesellschaften angefahren. Da wir beide Fährgesellschaften für jeweils eine Strecke genutzt haben, können wir deren Leistungen sehr gut vergleichen. Und der Vergleich fällt eindeutig aus: Bei der litauischen Fährgesellschaft Lisco Baltic bekommt man für weniger Geld ein wesentlich besseres Angebot als bei der internationalen Fährgesellschaft. So konnten wir für etwa das gleiche Geld bei Lisco Baltic in einer Kabine mit richtigem Bett übernachten, während wir bei der anderen Fähre in Schlafsesseln übernachten mussten. Schlimmer war noch, dass der Raum mit den Schlafsesseln scheinbar genau über dem Maschinenraum lag und somit die ganze Nacht die Sessel merkwürdig vibriert haben.

Als sehr merkwürdig haben wir auch bei der internationalen Fährgesellschaft empfunden, dass das gesamte Schiff Raucherbereich war und es lediglich spezielle Nichtraucherzonen gab. Eigentlich müsste es genau andersherum sein. Auch wurden auf dem Schiff lediglich Euro akzeptiert, während man auf dem litauischen Schiff mit allen Währungen (auch gemischt) bezahlen konnte. Als kleines Highlight gab es am Abend auf dem litauischen Schiff sogar etwas Livemusik. Wer also die Wahl zwischen beiden Fährunternehmen hat, sollte unbedingt der litauischen Firma den Vorzug geben - da bekommt man einfach mehr fürs Geld! Achso, auf beiden Schiffen hat das Personal Deutsch gesprochen.

Bild von den Verladekränen im Hafen von Klaipeda

Beide Fähren fuhren von Kiel nach Klaipeda bzw. umgekehrt und nutzten auch die gleichen Fährterminals. Die Fahrtzeit betrug etwas über 20 Stunden. Wir hatten absolut ruhige See, die Ostsee war ein wellenloses Unterfangen. Vom Schiff aus konnten wir die Küste Schwedens und Dänemarks sehen, sowie Ölbohrinseln und riesige Windparks mit mehr als 100 Windrädern mitten in der Ostsee bestaunen.

Der Ankunftshafen in Klaipeda ist nicht klein. Es ist ein richtig großer moderner Industriehafen. Es ist der nördlichste eisfreie Hafen in der Ostsee. Die Stadt Klaipeda ist ebenfalls nicht klein. Es wohnen dort immerhin um die 300.000 Menschen. Dummerweise liegt der nächste Campingplatz genau am anderen Ende der Stadt. So mussten wir nach unserer Ankunft gegen 21:30 Uhr noch die gesamte Stadt mit dem Rad durchqueren und kamen erst gegen 0 Uhr auf dem Campingplatz an. Selbst um diese Zeit war aber die Rezeption noch geöffnet und wir konnten so ohne Probleme noch unsere Zelt aufbauen. Der Campingplatz liegt nur wenige hundert Meter von der Ostsee entfernt hinter den Dünen.

Überrascht waren wir, wieviel Menschen zu dieser Uhrzeit noch auf den Straßen unterwegs sind. Man fährt vom Hafen kommend zunächst durch ein riesiges Wohngebiet (Neubaugebiet). Selbst dort sind die Wege noch belebt und ordentlich beleuchtet. Man findet sogar noch einige offene Märkte und auch Bankautomaten liegen an der Straße.

Bild von einem Stapel mit Feuerholz auf dem Campingplatz nördlich von Klaipeda

Wer eine Nacht auch mal ohne echten Campingplatz auskommt, der sollte gleich am Hafen sein Zelt aufschlagen. Da das Fährterminal am äußeren südlichen Rand des Hafens liegt, findet man riesige Wiesen ganz in der Nähe. Tagsüber sind dort auch viele Menschen unterwegs, es ist also keine zu einsame Gegend. Ansonsten kann man den Campingplatz nördlich von Klaipeda empfehlen. Es gibt saubere Klos, viel Platz für Zelte und ein sehr gutes Restaurant mit sehr leckeren Fischgerichten. Die Preise sind unschlagbar günstig, wir haben gerade einmal 2 Euro pro Person bezahlt. Auf dem Platz findet man liebevoll wieder hergerichtete alte Maschinen und auch ein paar sehr interessante Holzstapel.

Für die Rückfahrt sollte man noch bedenken, dass es am Hafen keinen Geldautomat gibt und zumindest die internationale Fährgesellschaft auch keine Karten (egal ob EC, Visa, Master) akzeptiert. Wer also seine Überfahrt noch nicht bezahlt hat, muss zum nächsten Geldautomat zurück in die Stadt (etwa 5 km).