Coromandel Halbinsel

Endlich auf dem Rad

Nach all den Tagen der Fliegerei und der Bustouren durch Auckland war es richtig angenehm, sich endlich aufs Fahrrad setzen zu dürfen. Für unsere erste Tour hatten wir uns extra einen Sonntag rausgesucht, damit wir etwas schwächeren Autoverkehr begegnen würden. Das hat aber eher nicht funktioniert, denn gerade am Wochenende sind sehr viele Neuseeländer zur Erholung mit dem Auto unterwegs. Ein Sonntagsfahrverbot für LKWs, wie in Deutschland, existiert in Neuseeland nicht.

So quälten wir uns östlich nach Manukau und von dort auf dem Great Southern Drive nach Manurewa und Papakura. Diese große Ausfallstraße ist auf keinen Fall für Fahrradfahrer zu empfehlen und wir waren froh, als wir endlich die Straße Richtung Clevedon verlassen konnten. Nach Clevedon wurde es Richtung Oere richtig bergig, dafür wurden wir mit der herrlichen Kawakawa Bay belohnt. Etwas verwundert haben uns die Schilder, die Baden verboten wegen Wasserverschmutzung. Nach fast 90km schlugen wir unserer Nachtlager in Wharekawa in einem gemütlichen Motorcamp auf.

Wie man sicher schon bemerkt, sind die Ortsnamen nicht unbedingt europäisch. Bevor die Europäer Neuseeland besiedelten, lebten dort die Maori, ein Indianervolk. Gott sei Dank kam es nicht zu einer totalen Abschlachtung der Ureinwohner wie in Nordamerika und ihre Kultur und Tradition hat überlebt. So sieht man noch heute vielen Neuseeländern an, ob sie indianischer Abstammung sind. Das kulturelle Erbe wird aktiv gepflegt und natürlich im Rahmen des Tourismus verwertet.

Von unserem Camp aus hatten wir einen herrlichen Blick über den Fjörd von Thames rüber zur Coromandel Halbinsel. Im Hintergrund des Bildes kann man die Berge der nächsten Tage bereits erkennen. Neuseeland ist ein bergiges Land, das sollte man auf alle Fälle bei der Planung einer Fahrradtour berücksichtigen!

Blick auf Coromandel Halbinsel

Ganz flach an der Küste entlang

Die folgende Strecke entlang an der Wasserlinie war extrem flach und so kamen wir sehr schnell vorwärts. Bereits zum Mittag hatten wir die Coromandel Halbinsel betreten und verweilten in Thames, der größten Ortschaft in der Gegend. Ursprünglich wollten wir bereits heute die Berge der Halbinsel überqueren, dies stellte sich jetzt als nicht machbar heraus. So fuhren wir lediglich ein paar Kilometer nördlich an der herrlichen Küstenstraße entlang und schlugen unsere Zelte in Tapu auf.

Sonnenuntergang über Coromandel

Regen

Leider blieb das Wetter nicht so schön ruhig, wie auf dem Foto zu sehen. In der Nacht fing es an zu stürmen und zu regnen, so dass einem schon Angst um die Zelte werden konnte. Ein Blick aus dem Zelt am nächsten Morgen machte schnell klar, dass der heutige Fahrtag ins Wasser fallen würde und so mussten wir wohl oder übel in diesem sehr kleinen Ort den ganzen Tag verweilen.

In Neuseeland gibt es prinzipiell in jeder größeren Ortschaft einen Supermarkt. Das Angebot ist dort mit großen deutschen Supermärkten vergleichbar. Allerdings ist in Neuseeland sowas wie ein Ladenschlußgesetz unbekannt und man kann die ganze Nacht einkaufen. In kleineren Ortschaften, wie z. B. in Tapu, gibt es natürlich keinen Supermarkt. Dafür findet man überall im Land die kleinen Diary Läden. Man könnte sie mit “Tante Emma” Läden oder Spätverkäufen vergleichen. Das Angebot ist natürlich sehr beschränkt, aber zum Überleben findet man allemal was. Natürlich sind die Preise in diesen kleinen Läden wesentlich höher (etwa 40% mehr gegenüber dem Supermarkt). Gerade auf dem Land sind diese Läden die einzige Möglichkeit überhaupt an Lebensmittel heran zu kommen.

Neben den Diary’s gibt es noch die Take aways. Das sind Imbissläden, die entweder Hamburger oder asiatisches Essen verkaufen. Diese werden oftmals von Zuwanderern betrieben. Hier bekommt man für relativ vernünftige Preise eine warme Mahlzeit.

Enten in Pfützen

Die Jahrhundertflut

Am nächsten Tag hatte sich das Wetter nicht gebessert. Wir beschlossen trotzdem die Zelte zu packen und weiterzufahren. Auf dem Programm stand die Überquerung der Coromandel Halbinsel auf die andere Küstenseite nach Whitianga. Wir nutzten eine Regenpause, packten die Zelte und fuhren los. Doch schon wenige Minuten später fing es wieder mit Regnen an und wieder ein paar Minuten später waren wir trotz teurer Outdoorklamotten komplett durchgeweicht. Wie auf dem Bild vielleicht zu erkennen ist, war die Straße nicht mehr befestigt.

dichter Busch auf Coromandel

Nach der Überwindung von etwa 500 Höhenmetern hatten wir den Pass erreicht. Interessant war die dichte Vegetation links und rechts der Straße. Sie erinnerte sehr an tropische Verhältnisse.

Kauri Baum

Kurz vor dem Pass konnten wir einen der Kauribäume aus der Nähe bewundern. Diese Riesen hatten noch vor wenigen Jahrhunderten die gesamte Halbinsel bedeckt, bis sie dann durch europäische Arbeiter systematisch und mit großen Anstrengungen abgeholzt wurden. Heute stehen die letzten Vertreter unter Naturschutz.

Wir waren froh den Pass erreicht zu haben und hatten geglaubt, jetzt könnte es nur noch besser werden. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass sich das Wetter tatsächlich noch verschlechtern könnte. So kam zum Dauerregen nun noch starker Wind hinzu und der Regen ging teilweise in Hagel über. Heute, mit dem nötigen Abstand, ist es fast unglaublich, dass wir trotz dieser Umstände tatsächlich Whitianga erreicht hatten. Es war ein extremes Erlebnis in dem jeder am eigenen Leib erfahren konnte, wozu der menschliche Körper überhaupt fähig ist!

Als wir in Whitianga ankamen, mieteten wir ein kleines Bungalowzimmer, damit wir uns erstmal trocken legen konnten. Über dem Toaster trockneten wir die wichtigsten Unterlagen wie Reisepässe, Geldscheine und Karten. Wir beschlossen am nächsten Tag mit dem Bus das Gebiet zu verlassen, auch wenn wir bis jetzt noch nicht viel von der Einmaligkeit der Coromandel Halbinsel mitbekommen hatten.

Am nächsten Tag stellte sich allerdings heraus, dass es günstiger war einen weiteren Tag im Regengebiet zu verweilen, da wir dann mit einer besseren Busverbindung nach Rotorua rechnen konnten. So besuchten wir das örtliche Museum, die kleinen Touristenläden und auch kurz den Strand. Unterwegs sprachen uns immer wieder ganz spontan Neuseeländer an und versicherten uns, dass so ein Wetter nicht normal sei. Inzwischen waren große Teile der Küstenstraße wegen Überflutung geschlossen wurden. Man sprach allgemein von einer Jahrhundertflut…