Zwischen Schafen & endlosen Straßen

Zwischen Schafen und endlosen Straßen

Von Rotorua folgten wir nicht der allgemeinen Touristenreiseroute nach Taupo. Wir fuhren weiter Richtung Westen nach Whakamaru. Kaum hatten wir den Highway in diese Richtung verlassen, wurde es sofort ruhiger. In Whakamaru übernachteten wir in einem christlichen Jugendcamp. Neben einem großen Sportplatz (American Football) bot das Camp Käfige mit Vögeln. Der Nationalvogel Kiwi war leider nicht darunter. Diesen haben wir nie in der Natur zu Gesicht bekommen, sondern nur ausgestopft in einem Museum gesehen. Es war zu hören, dass zumindest auf Nordinsel der Kiwi kurz vorm Aussterben steht und nun enorme Anstrengungen zu seinem Schutz unternommen wurden. Wir Europäer denken bei Kiwi sicher zuerst an die grüne Frucht. In der Tat ist Neuseeland weltweiter Hauptexporteur dieser Frucht. Das Hauptanbaugebiet befindet sich im Osten der Nordinsel. Weiterhin nennen sich die Neuseeländer selber Kiwi. Ob dies nun auf den Vogel oder auf die Frucht zurückgeht, war nicht zu klären…

Auf dem Land, wie hier um Whakamaru, ist nicht mehr viel. Man findet vereinzelt Farmen, die dann von enormen Landflächen umgeben sind. Die einzige Einkaufsmöglichkeit in Whakamaru war ein Dairy mit entsprechenden Preisen. Hätten wir gewußt, dass bis Turangi gar nichts mehr kommt, hätten wir sicher noch wesentlich mehr eingekauft.

Mit der nächsten Tour ging es südlich entlang am Lake Taupo Richtung Turangi. Wir hatten es mit einem sehr hügeligen Landstrich zu tun, der allmählich auf mehrere hundert Höhenmeter anstieg. Zwischendurch ging es immer wieder abwärts. Man hatte von der Straße nur sehr vereinzelt einen direkten Blick auf den See. Dieser See ist der ehemalige Krater eines Vulkans, der vor mehr als 2000 Jahren zuletzt ausgebrochen ist. Es muss eine gewaltige Eruption gewesen sein, die vielleicht sogar bis Europa sichtbar war. Zumindest gibt es mögliche Hinweise darauf in griechischen Sagen…

Campen nicht im Motorcamp

Der geneigte Leser hat sich vielleicht inzwischen gefragt, warum wir immer nur in Motorcamps übernachtet haben. Dafür gibt es 2 Gründe. Zum einen wird überall davor gewarnt, Fluß- oder Quellwasser unabgekocht zu trinken, da ein Virus wohl das ganze Wasser befallen habe. Der zweite Grund ist, dass man zwar “Schwarz-Campen” darf, allerdings nicht auf privatem Land. Solches ist aber nicht zu finden. Jede Wiese ist eingezäunt, egal wie weit man von der nächsten Ortschaft entfernt ist. So bleibt einem meist nur ein schmaler Streifen direkt an der Straße, was nicht sehr angenehm ist.

Hilfsbereitschaft der Neuseeländer

Die Strecke zwischen Whakamaru und Turangi ist kaum mit dem Rad an einem Tag zu bewältigen. Durch das ständige hoch und runter in diesem sehr welligen Land, wird man schnell müde. So wurde es immer später und wir fingen langsam an zu grübeln, wo wir wohl unsere Zelte aufschlagen könnten. An einer Farm bekamen wir zumindest neues Wasser für unsere Trinkflaschen, es war ein sehr heißer Tag.

Als wir die Straße weiterfuhren, überholte uns ein Jeep und hielt an. Die Fahrerin fragte uns, ob wir wüßten, dass wir im Nirgendwo seien. Auch machte sie uns verständlich, dass dies auch die nächsten Kilometer so bleiben würde. Sie schlug uns deshalb vor, bei ihren Freunden zu übernachten. Die Familie hatte noch ein altes Gästehaus und das stellten sie uns für die Nacht sehr günstig zur Verfügung (billiger als Motorcamp).

einfaches Haus in der Nähe von Tihoi

Der Bauer verkaufte uns noch frische Milch und ein paar Eier. Wir hatten bis jetzt schon öfter die Gastfreundschaft der Neuseeländer erlebt. Es ist nicht unbedingt so, dass sie ihre Hilfe direkt anbieten, so wie in diesem Fall, aber auf Nachfrage helfen sie fast immer. So schenkte uns eine Frau auf einem Motorcamp die übrigen Portionen von ihrer Familienfeier. Andere Leute gaben uns eine sehr ausführliche und interessante Einführung in das nationale Thema Segeln. Und manche Menschen, die wir trafen, waren einfach nur froh etwas über die Welt zu hören. Man darf nicht denken, dass man als Radfahrer in Neuseeland etwas Besonderes ist. Neuseeländer selber fahren kaum Rad, allerdings gibt es sehr viele Radtouristen.

Das Haus war sehr interessant und es erinnerte mich eher an eine Gartenlaube. Die Wände waren extrem dünn und die Zimmer flach. Es hatte einen schönen Kamin, den wir bei der Hitze nicht benutzt haben, und eine gut eingerichtete Küche. Trotzdem war es etwas spukig und der nächtliche Gang zur Toilette wurde wegen Stromausfall und schreckhaften Mitfahrern zu einem echten Horrortrip!