Logistische Herausforderung

Bis jetzt war ich es immer gewohnt, all meine Touren selbst zu organisieren und keine “professionelle” Hilfe in Anspruch zu nehmen. Für die Tansaniareise mit Kilimandscharo Trekking hatte ich aber eine Komplettreise gebucht, bei der alles von Vollpension über Safari bis hin zum Trekking bereits inklusive war. Von daher durfte ich diesmal nur zuschauen und nicht selbst organisieren.

Die logistische Herausforderung für so ein Trekking um den Kilimandscharo ist beeindruckend. Unsere Gruppe bestand aus 7 Touristen, die für 7 Tage um und auf den Kilimandscharo wandern wollten. Die Tour war ein reines Zelttrekking, übernachtet wurde also ausschließlich in Zelten und nicht in Hütten. Es gab unterwegs keine Verpflegungsmöglichkeiten. Das gesamte Essen musste mitgenommen werden bzw. Träger mussten mit frischem Essen zu der Gruppe aus dem Tal dazustoßen. Es musste aber nicht nur das Essen sondern auch 3 Liter Wasser pro Tourist pro Tag mitgenommen werden. Dies ist nötig, da man befürchtet, die Touristen würden unabgekochtes Wasser aus den Flüssen nicht vertragen. Hinzu kamen noch die Zelte sowie das persönliche Gepäck der Touristen. So durfte jeder Tourist eine Reisetasche mit bis zu 15kg (bereits inkl. Schlafsack) mitnehmen. Hinzu kam noch eine portable Luftdruckkammer, die bei akuter Höhenkrankheit zum Einsatz kommen sollte. Achja, und man sollte natürlich nicht das Essen, die Sachen und Zelte der Träger vergessen. Man kann sich leicht vorstellen, dass dies alles eine Menge Gepäck ist. Im folgenden Bild sieht man, wie unser Gepäck am Startpunkt, dem Machame Gate, auf die Träger verteilt wird.

am Machame Gate wird unser Gepäck verteilt

Summiert man das alles auf, kommt man auf mindestens eine halbe Tonne Gepäck. Laut den Richtlinien des Nationalparks darf ein Träger maximal 20kg inklusive eigenem Gepäck tragen. Bei uns ergab das knapp 30 Träger! Wir wurden also in den folgenden 7 Tagen von 30 Trägern begleitet. Hinzu kam noch der eigentliche Bergführer, sein Sohn sowie ein Hilfsführer. Die Einhaltung der Gewichtsgrenze wurde von den Parkrangern streng überwacht. Am ersten Camp wurde in Stichproben unser Gepäck nachgewogen. Einige Träger hatten tatsächlich 22kg und so musste ein weiterer Träger aus dem Tal angeheuert werden, auf den das restliche Gepäck verteilt wurde.

Gepäckwaage für Gewichtskontrolle

Der Kilimandscharo Nationalpark ist sicher eine der wichtigsten Einnahmequellen für Tansania. Deshalb wird er auch sehr gut gepflegt. So darf man lediglich an festgelegten Punkten ein Lager aufschlagen. An diesen Lagerpunkten sind auch immer Ranger, die für Ordnung sorgen. An den Eingängen zum Park stehen Wachen mit Maschinengewehren. Der Nationalpark selbst gehört seit 1987 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Will man ein Trekking im Nationalpark machen, muss man eine Gebühr bezahlen. Wie sich die Gebühren genau zusammensetzen weiß ich nicht, aber der Gesamtbetrag für unsere Gruppe war für die gesamte Zeit gut 5.000 US Dollar. Dies ist aber lediglich die Gebühr für den Nationalpark und nicht für die Träger und den Bergführer. Diese werden nochmal extra bezahlt. Ich kann leider nicht nachvollziehen, wieviel jeder Träger, der Koch oder der Bergführer bekommen hat, aber angesichts eines durchschnittlichen Jahreseinkommens von 350 US Dollar dürfte es nicht sehr viel sein. Das ist natürlich schon bedrückend, andererseits ist es für die Leute in Tansania ein sehr gut bezahlter Job und wir konnten immerhin über 30 Menschen für 1 Woche Arbeit geben, auch wenn es eine sehr harte Arbeit ist, wie man hier sieht.

Gepäck auf Kopf getragen

Wir als Touristen mussten nichts weiter tragen als uns selbst, aber dies war auch schon anstrengend genug. Am Anfang ist dies alles sehr ungewohnt, speziell wenn man eigentlich nicht sich so viel Komfort im Urlaub gönnt. Wenn wir an einem Tagesziel ankamen, waren bereits die Zelte aufgebaut und frischer Kaffee bzw. Tee gekocht. Früh gingen wir los ohne uns um die Zelte und das Gepäck zu kümmern. Die Träger bauten alles ab und überholten uns dann noch, damit sie alles wieder vor unserer Ankunft aufbauen konnten. Auf dem nächsten Bild sieht man eines der Touristenzelte. Für die Träger gab es natürlich nicht so komfortable Zelte, die mussten sich mehrere große Zelte teilen. Man kann die Leistung der Träger eigentlich gar nicht hoch genug einschätzen. Während wir uns in unseren Hightech Klamotten ohne Gepäck den Berg hochquälten, liefen sie mit 20kg Gepäck in ausgelaufenen Schuhen und sehr schlechter Bekleidung uns davon. Auch waren sie immer extrem freundlich und zuvorkommend, was man nicht unbedingt bei diesem Knochenjob erwarten kann. Man stelle sich einfach nur mal vor, man hat einen 12 Stunden Arbeitstag hinter sich und soll dann noch anderen Leuten das Zelt aufbauen und Smalltalk führen!

Zelt auf Kilimandscharo Tour

Um den Konfort weiter zu steigern, wurde ein eigenes Speisezelt mitgenommen. In diesem Zelt wurde ein Campingtisch mit Campingstühlen aufgebaut, damit man im Sitzen essen konnte. Dies war doch alles extrem unerwartet für mich. Ich hatte mit deutlich weniger Komfort gerechnet, wahrscheinlich hatte ich meine eigenen Touren per Rad im Hinterkopf. Jeden Morgen gab es zum Wachwerden erst mal einen Kaffee/Tee sowie eine Schale mit warmen Wasser für die Katzenwäsche. Nicht an jedem Lager war eine Wasserquelle in der Nähe. So mussten die Träger an manchen Lagern erst nochmal längere Wege laufen, um Wasser zum Kochen und Waschen heran zu schaffen.

Auch das Essen war eine Wucht. Jeden Abend gab es 3 Gänge mit Vorsuppe, Hauptgericht und Nachspeise. Das Hauptgericht bestand meist aus Fleisch plus Reis oder Kartoffeln und Gemüse. Als Nachspeise gab es meist frische Früchte oder süßes Gebäck wie Kekse. Zum Frühstück gab es Ei in allen möglichen und unmöglichen Varianten, warmen Toast, Honig, Haferbrei, Tee, Kaffee, usw. Wenn es zeitlich ging, gab es zum Mittagessen ebenfalls ein vollständiges 3 Gängemenü. Manchmal gab es nach Erreichen des Tagesziels noch Vesper mit leckeren Knappereien wie Nüssen oder Popcorn. Neben dem Popcorn sieht man auf dem nächsten Bild auch Servietten und eine Tischdecke auf dem Campingtisch im Essenszelt. Ja, sogar Servietten wurden mitgenommen!

Popcorn beim Camping, unglaublich!

Man muss sich das mal richtig durch den Kopf gehen lassen was es bedeutet, solch eine Infrastruktur und Versorgung für 7 Tage auf über 3.500m bereitzuhalten. Hinzu kam, dass der gesamte Müll wieder mit ins Tal genommen werden musste. Damit dies auch wirklich passiert, wurde an den Stationen der Ranger das Gewicht des Mülls protokolliert und die Bergführer waren für das Einsammeln von Müll verantwortlich, den sie unterwegs fanden. Völlig geschockt waren wir, als wir eine Gruppe gesehen haben, die auch noch ihr eigenes Klo mitgeschleppt hat. Dies ist aus meiner Sicht nun absolut unnötig, denn an jedem Camp gab es Plumpsklos und unterwegs war genug Wald bzw. großes Geröll vorhanden, hinter dem man sich hätte verstecken können. Hoffentlich mussten die Träger dieser Gruppe das Klo nicht jedesmal aufbauen, wenn einer ihrer Touristen mal musste…

extra Zelt für eigenes Klo